Über uns

Fast jedes Dorf in Brandenburg besitzt eine eigene Kirche – insgesamt sind es etwa 1.400. Die sprichwörtliche Kirche im Dorf prägt das Ortsbild, bildet den optischen Mittelpunkt und dient mit ihrem Turm oft als weithin sichtbares Wegzeichen.

Nur unsere Dorfkirchen stellen sich uns vielfach als die Träger unserer ganzen Geschichte dar, und die Berührung der Jahrhunderte untereinander zur Erscheinung bringend, besitzen und äußern sie den Zauber historischer Kontinuität.

Theodor Fontane: Vor dem Sturm

Ein Blick in die Geschichte

Die Kolonisten, die das Land zwischen Elbe und Oder Ende des 12. / Anfang des 13. Jahrhunderts besiedelten, bauten sich Holzkirchen; ihre Nachkommen ersetzten sie bald durch Bauten aus dem Material, das es reichlich gab – Feldstein. Später kam Backstein als Bau- und Schmuckmaterial hinzu. Nach dem 30-jährigen Krieg baute man die zerstörten Kirchen bescheiden in Fachwerk wieder auf. Später entstanden barocke und klassizistische Putzbauten. Die rege Bautätigkeit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte auch in den Dörfern historisierende Sakralbauten hervor. In den Kirchenräumen haben sich Kunstwerke aus allen Stilepochen erhalten: vorreformatorische Schnitzaltäre, Renaissance-Taufen, barocke Taufengel, wertvolle Orgeln. Zahllose Generationen haben die Mittelpunkte ihres spirituellen, kulturellen und sozialen Lebens zu bewahren versucht – auch in Zeiten der Armut, der Seuchen und der Kriege. Die Kulturbrüche des 20. Jahrhunderts aber haben diesem einzigartigen Kulturerbe stark zugesetzt.

Unsere Aufgaben

Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. (FAK) hat sich zur Aufgabe gesetzt, Erhaltung, Instandsetzung und Nutzung der Kirchenbauten zu fördern. Er wurde 1990 als gemeinnütziger und ehrenamtlich tätiger Verein gegründet. Er ist kirchlich unabhängig und denkmalpflegerisch orientiert. Der Förderkreis finanziert seine Arbeit aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, dem Verkauf eigener Publikationen und den Erlösen eigener Veranstaltungen. Dankbar sind wir dafür, dass die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) uns alle zwei Jahre eine landesweite Kollekte zukommen lässt. Freie Kollekten erhielten wir zunehmend auch aus einzelnen Gemeinden, die uns dadurch die Wertschätzung unserer Arbeit vermitteln.

Der FAK hat 581 Mitglieder (389 persönliche Mitglieder, 115 Vereine, 68 Kirchengemeinden bzw. -kreise und 9 Firmen (Stand: Dezember 2022).

Eine unserer Aufgaben ist es, Spenden zu sammeln und weiterzugeben. Wir konnten im Jahr 2022 Projektzuschüsse und zweckgebundene Spenden im Umfang von 148.964 Euro weiterreichen, die in den allermeisten Fällen durch Kofinanzierungen die Einwerbung weiterer Fördermittel ermöglichten. Zudem konnte der FAK durch seine Regionalbetreuer bedeutende Finanzmittel akquirieren bzw. vermitteln, die direkt an Kirchengemeinden oder Fördervereine weitergeleitet wurden. Seit seiner Gründung konnte der FAK insgesamt etwa 2,16 Millionen Euro an direkten Projektzuschüssen ausreichen.

Wir arbeiten dazu mit rund 300 lokalen Fördervereinen in Brandenburg zusammen, ebenso auch mit Kirchengemeinden und mit kirchlichen und staatlichen Behörden. In mehreren Fällen wurden Vereinsgründungen durch uns initiiert. Wir beraten, vernetzen, stellen Kontakte zu Institutionen der Denkmalpflege, Ministerien, Sponsoren, Stiftungen etc. her, moderieren Planungsgespräche, finanzieren Schadensgutachten, vermitteln Benefizkonzerte usw. Seit 2009 hat sich die dezentrale Regionalbetreuung für die Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden, Fördervereinen und Kommunen bewährt.

Von 2002 bis 2019 hat der FAK das „Startkapital für neu gegründete Kirchen-Fördervereine“ in Höhe von 2.500 Euro ausgeschrieben, das im Rahmen einer Festveranstaltung an die Preisträger verliehen wurde. Wir haben allein auf diesem Wege die Arbeit von 99 lokalen Vereinen mit insgesamt 228.750 Euro unterstützt.

Seit 1995 erscheint unser Mitteilungsblatt „Alte Kirchen“ mit drei Ausgaben jährlich; es werden jeweils mehr als 1.200 Exemplare verschickt. Seit 2005 können Infobriefe mit aktuellen Informationen bestellt werden. Seit 2002 stellen wir die Dorfkirche des Monats vor.

Seit 1999 bildet das Projekt „Offene Kirchen“ einen Arbeitsschwerpunkt des Vereins. Sein Grundgedanke ist, dass die Dorfkirchen auch der Aufmerksamkeit und Förderung durch mehr Touristen aus den Städten bedürfen. Die Kirchen können zu einem Treffpunkt werden, an dem die Gastgeber ihre Bemühungen um die Kirche darstellen und die Gäste erfahren, dass der „Ort“ Dorfkirche etwas ist, was auch zu ihrer Geschichte gehört. Interessierten Gemeinden werden Hinweisschilder mit dem links abgebildeten Logo zur Verfügung gestellt.

Dazu erscheint jeweils kurz vor Ostern die Jahresbroschüre „Offene Kirchen“ mit zahlreichen Beiträgen über Geschichte, Kunstgeschichte, Denkmalpflege und über die Probleme und Möglichkeiten bei der Erhaltung von Dorfkirchen enthalten. Das Heft wird in großzügiger Gestaltung in einer Auflage von fast 10.000 Expemplaren gedruckt. Es wird über zahlreiche Kirchen, Pfarrämter, Buchhandlungen oder Touristikzentren in Berlin und Brandenburg vertrieben.

Neben der Hüllensanierung liegt dem FAK auch die Erhaltung der Ausstattung der Kirchengebäude am Herzen. 2009 starteten wir gemeinsam mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz die Aktion „Menschen helfen Engeln“. Das große Echo ermöglichte zwei Fortsetzungen in den beiden folgenden Jahren; insgesamt wurden für dieses Projekt inzwischen mehr als 94.000 Euro an Spenden eingeworben. Daran schloss sich die Aktion „Vergessene Kunstwerke“ an, mit der Spenden gesammelt werden, um wertvolles Inventar zu sichern und zu restaurieren: 2012 für den Altar der Dorfkirche Laubst (SPN) – 6.100 €; 2013 für die Kunstschätze der Dorfkirche Dedelow (UM) – 6.600 €; 2014 für die Scherer-Orgel in Bernau (BAR) – 14.000 €; 2015 für die Sicherung des mittelalterlichen Altarretabels in Ruhland (OSL) – 7.800 €; 2016 für die Restaurierung eines Epitaphgemäldes in der Dorfkirche Blankensee (TF) – 9.000 €; 2017 für die Restaurierung eines Gemäldezyklus in der Dorfkirche in Kunow (UM) – 31.200 €; 2018 für Kanzel und Emporenbilder in der Dorfkirche Barenthin (PR) – 18.700 €; 2019 für Epitaphien in Groß Jehser (OSL) – 11.100 €; 2020 für den Renaissance-Alter in der Dorfkirche Schönfeld (UM) – 16.100 €; 2021 für die wertvollen Kunstschätze in der Dorfkirche Dallmin (PR) – 18.256 € und 2022 für die Restaurierung der wertvollen Kunstschätze in der Dorfkirche Blumenow (OHV) – 9.809 €.

Seit Jahren fördert der FAK angemessene Nutzungserweiterungen von Kirchen als Grundlage für deren Erhaltung. Der FAK beteiligt sich an den Projekten Theater in der Kirche und Musikschulen öffnen Kirchen. Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes konnte Ende 2007 die Ausschreibung für einen Wettbewerb „Kunst und Kultur in brandenburgischen Dorfkirchen“ realisiert werden.

Der FAK hält durch ein vielfältiges Angebot von Exkursionen und Vorträgen den Kontakt zu seinen Mitgliedern und Freunden.

Regelmäßig präsentierte der Förderkreis Ausstellungen. Von 2004 bis 2012 wurde in den alten Bundesländern die Ausstellung „Gefährdete Schönheit. Dorfkirchen in Brandenburg“ gezeigt.

Um auch Kindern und Jugendlichen die Kirchengebäude nahe zu bringen, veranstaltete der Förderkreis 2006 gemeinsam mit dem Ministerium für Bildung, Jugend und Sport einen Malwettbewerb unter dem Titel „Unsere Kirche – Ein Schatz unseres Heimatortes“, der sehr gut angenommen wurde und bemerkenswerte Ergebnisse brachte.

Um die Erhaltung der Kirchengebäude auch langfristig unterstützen zu können, gründete der FAK 2008 seine „Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen“, die inzwischen (Dezember 2022) über ein Stiftungskapital von mehr als 1,4 Mio. Euro verfügt. Mit den Zinserträgen aus dem Grundvermögen unterstützt die Stiftung die Arbeit des Förderkreises Alte Kirchen mit inzwischen mehr als 25.000 Euro jährlich.

Der Förderkreis Alte Kirchen ist Gründungsmitglied des internationalen Verbandes „Future for religious heritage“ (FRH).

Auszeichnungen

2002 wurde der Förderkreis mit dem „Brandenburgischen Denkmalpflegepreis“ ausgezeichnet. 2003 erhielt er ein Diplom zum Preis der Europäischen Union für das kulturelle Erbe „Europa Nostra Awards 2003“. 2013 wurde der FAK vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz (DNK) mit der „Silbernen Halbkugel“ ausgezeichnet. 2015 bekam er den von der Tourismus-Marketing Brandenburg GmbH (TMB) ausgeschriebenen „Sonderpreis für Zivilcourage und Gemeinsinn“. Der Geschäftsführer des Förderkreises, Bernd Janowski, wurde 2006 mit der Paul-Gerhard-Medaille der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und 2011 mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. 2023 wurde ihm posthum der Denkmalpflegepreis des Landes Brandenburg verliehen.

Im Rahmen eines Festaktes in der Frankfurter Marienkirche wurde der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg am 12. September 2019 mit dem in diesem Jahr zum zweiten Mal ausgereichten Berlin Brandenburg Preis ausgezeichnet.