Mit diesen spektakulären Details lockt jetzt ein kleines Heimatmuseum in die Breddiner Kirche
Eine Ausstellung ähnlich eines kleinen Heimatmuseums rund um die Gemeindegeschichte von Breddin krönt die damit jetzt vollendete Kirchensanierung. Es werden wahrlich spektakuläre Dinge gezeigt und erläutert. Eines ist mit der Person Maria Magdalena verbunden.

Die Kirche umbenennen, sie anstatt nur Dorfkirche bald Maria-Magdalena-Kirche bezeichnen? Ja, das wär’s!
„Tja, wer weiß“, sagt Anke Maychrzakvom Breddiner Gemeindekirchenrat und lacht. Und doch könnte die Sache irgendwann ernst werden.
Was es mit dieser so besonderen Geschichte Breddins vom Anbeginn der Kirchenweihe und ihrem Bezug zu Maria Magdalena bis in die vergangenen Jahrhunderte auf sich hat, lässt sich ab sofort einer Ausstellung entnehmen, die aus mehreren Stelen vor dem Gotteshaus besteht sowie aus Tafeln im Inneraum. Es ist eine recht moderne Schau, die beinahe einem kleinen Heimatmuseum gleichkommt.
Feuerwehr, Schule, Bahnhof und Gemeindeschwestern
Die entsprechende Bauabnahme erfolgte jetzt. Die seit einem Jahr währende Kirchensanierung ist damit beendet, ja regelrecht gekrönt worden. So geht es auf den Stelen beispielsweise um markante Gebäude, die Schulgeschichte, die Feuerwehr und um die Gemeindeschwestern sowie um die wirtschaftliche Entwicklung allgemein. Natürlich fehlt der Bahnhof an dieser Strecke Berlin-Hamburg nicht. Ein Hingucker ist das Foto eines durchrauschenden, propellergetriebenen Schienenzeppelins.

Die Breddiner Kirche ist jetzt nicht nur fertig saniert, sondern verfügt jetzt auch über eine bemerkenswerte Geschichtsausstellung. Quelle: Matthias Anke
„Breddin erzählt mit dieser Ausstellung seine Geschichte(n) buchstäblich selbst. Unter dem Motto ,Breddin macht Geschichte’ beteiligten sich Breddiner an allen Phasen des Projektes, vom Konzept bis zur Gestaltung der Ausstellungstexte“, steht es geschrieben: „Sie haben Textquellen in Archiven gesichtet, vorgeschichtliche Urnen aus Scherben rekonstruiert, fotografisch und mündlich überliefertes aus Breddins Vergangenheit recherchiert und manches mehr.“

Zu klären gab es bei der Bauabnahme nur noch Details. Quelle: Matthias Anke
Harald Drewes vom Gemeindekirchenrat, der sich ebenso einbrachte, sagt: „Diese Ausstellung findet hier im Dorf jetzt schon sehr große Beachtung.“ Schließlich ist auch der Weg entlang der Kirche, der zum Friedhof führt, in Zusammenarbeit mit der Gemeinde erneuert worden.
Animationen auf Bildschirmen und spektakuläre Reliquien
Drinnen im Gotteshaus geht es auf dem Tafeln, in die auch Bildschirme integriert sind, um die Kirchenhistorie. Dort ist erklärt, warum die Kirchenweihe so genau belegt ist: Weil Mitte des 19. Jahrhunderts beim Erweiterungsbau die Urkunde vom 9. Oktober 1273 gefunden wurde.
„Wir, Heinrich, Bischof von Havelberg, haben geweiht diese Kirche und den Altar zu Ehren der Seeligen“, heißt es darin. Dazugelegt wurde ein Topf, ein sogenanntes Reliquiengrab: „Darin werden aufbewahrt die Reliquien des St. Nikolaus, der Maria Magdalena, der seligen Jungfrau Katharina und von anderen Märtyrern und Heiligen, deren Namen wir nicht kennen.“

Eine „Hörstation“ erklärt, was es mit dem Reliquienfund einst auf sich hatte. Quelle: Matthias Anke

„Reste“ von der berühmten Maria Magdalena höchst selbst? Blick in den Reliquientopf: darin ein Zahn, Knochensplitter und seltsame weitere Bruchstücke. Quelle: Matthias Anke
In dieser Form handelt es sich um eine landesweit einzigartige Quelle. Den Reliquien ist daher ein eigenes kleines Podest gewidmet. „Das ist eine Hörstation“, erklärt Wolfgang Baldauf-Rümmler, der zusammen mit Carina Brumme die Ausstellung umsetzte, begleitet von der Architektin Solveig Zimmer vom Denkmalpflegeingenieurbüro Axel Seemann – allesamt aus Berlin.
Eines der sogenannten Weihekreuze ist auch noch erhalten. Ein Teil der alten Bemalung des Gestühls ist ebenso konserviert in diesem ansonsten farblich vollkommen neu gestalteten Kirchenschiff mitsamt dem aufgearbeitetem Gestühl und der neuen Elektrik.

Das erhalten gebliebene Weihekreuz. Quelle: Matthias Anke
Doch schon vor dem Kirchenbau lebten Menschen in der Region. Davon kündet die Vitrine zum Thema „Riesengräberfeld“. Was dort einst in den sogenannten Wiesenhügeln ausgegraben wurde, verschwand in vielen Museumsarchiven. Aus Havelberg erhielten die Breddiner jetzt aber einige Scherben zurück und durften daraus unter Anleitung der Fachleute eine dieser Urnen selbstständig rekonstruieren.

Ausgestellt sind auch Fundstücke aus dem bronzezeitlichen Gräberfeld. Quelle: Matthias Anke
Einbezogen zu sein in dieses Projekt, darum ging es schließlich. Zuletzt waren das auch Breddiner Grundschüler. Sie fertigten ein „Himmel-und-Hölle-Spiel“ an. Es handelt sich um 28 witterungsbeständige Fliesen als Untergrund dieses Hüpfspiels, das bereits seit dem Sommer vor der Kirche für Aufmerksamkeit sorgte.

Die Fliesen als Hüpfspiel in Kreuzform. Quelle: Matthias Anke
Auch hier zeigen die Darstellungen die wichtigsten Stationen der Dorfgeschichte: den Bischof, der 1273 die Kirche weihte, und auch der Bahnhof und die Eisenbahn fehlen natürlich nicht, ebenso wie besagtes Weihekreuz.
Draußen wartet nun allein das Kriegerdenkmal noch auf seine Auffrischung. Dann ist auch wirklich alles fertig rund um dieses etwa 230 000 Euro teure Projekt, das zu zwei Dritteln mit Geld aus dem EU-Programm gestemmt wurde. Den Eigenanteil brachten die Kirche, zahlreiche Spender und die Gemeinde Breddin auf.
Neue Pfarrerin für den Sprengel rund um Breddin in Sicht
Das soll auch noch gebührend gefeiert werden. Sobald die Corona-Situation es wieder zulässt, wollen sie sich an eine Planung dahingehend wagen und dann wohl auch unter Beteiligung der neuen Pfarrerin. Es handelt sich um Petra Leukert aus Berlin, die als Nachfolgerin für Henning Utpatel in Sicht ist und die aktuell mit ihrem Mann aber noch in Nigeria lebt, wo er bei der Botschaft arbeitet.
Vor zwei Wochen stellte sich Petra Leukert bei einem Gottesdienst in Stüdenitz den Ratsmitgliedern aus allen acht zum Pfarrsprengel gehörenden Kirchengemeinden vor. Ihre Wahl war für den 9. November vorgesehen. Dies wird „coronabedingt“ wohl aber verschoben.
Von Matthias AnkeNewsletter abonnieren
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