Buchtipp

Die Kunst der lutherischen Kirche im 16. Jahrhundert

In den Kirchengebäuden, die im Zuge der Reformation protestantisch wurden, befinden sich aus der katholischen Zeit übernommene, erneuerte, restaurierte oder völlig neue Kunstwerke in unterschiedlichsten Konstellationen. Mittelalterliche Ausstattungsstücke spielten in der Erforschung der Kunst der Reformation bisher eine untergeordnete Rolle. Dabei gelten gerade diese als wichtige materielle Zeugen dieser Zeit. Melanchthon, und mit ihm Luther, betrachteten die katholischen Kirchenausstattungen als Adiaphora (Mitteldinge), die nicht heilsrelevant sind und aus diesem Grund auch nicht unbedingt aus dem Kirchenraum entfernt werden müssten. Für den lutherischen Gottesdienst waren diese Dinge zwar oft unbrauchbar, in vielfach praktischer Hinsicht jedoch nützlich. Die umfassende Publikation von Burkhard Kunkel zur materiellen Kultur der lutherischen Kirchen des 16. Jahrhunderts gibt anhand zahlreicher Beispiele zahlreiche Antworten auf wichtige Fragen: „Wie entscheidend war der Ritualwandel der Reformation als Systemwechsel für materielle (und funktionale) Veränderungen am Objekt im Einzelnen  und an der materiellen Umgebung im Allgemeinen? Auf welche Weise hat sich der Umgang mit den Dingen von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 16. Jahrhunderts verändert? Wie sah das Nachleben dieser Dinge aus, welche Kontinuitäten und kulturgeschichtlichen Brüche gab es? Wie typisch zeigen sich lutherisch intendierte Transformationen und welchen Wert haben diese vor dem Hintergrund ihrer jeweils geltenden ästhetischen, geschichtlichen und liturgischen Bedeutungen?“

Das Buch trägt dazu bei, den oft über Jahrhunderte gewachsenen Zustand historischer Kirchenräume mit anderen Augen zu betrachten und besser zu verstehen.

Burkhard Kunkel: Die Kunst der lutherischen Kirchen im 16. Jahrhundert. Medien, Mitteldinge, Monumente – eine Geschichte der materiellen Kultur. Gebr. Mann Verlag, Berlin 2020. 432 Seiten, zahlreiche Abbildungen im Katalogteil; ISBN 978-3-7861-2848-9; 89, – Euro