Eberswalde schlägt wieder die Stunde


Marco Marschall / 11.04.2020, 02:00 UhrEberswalde Stufe für Stufe geht es den Turm der Maria-Magdalenen-Kirche hinauf. Pfarrer Hanns-Peter Giering will uns zeigen, wo der Hammer hängt – und zwar buchstäblich. Es handelt sich um einen Uhrenschlaghammer. Gusseisern und an Streben und Drahtseilen befestigt wartet er an der 1245 Kilogramm schweren Missale-Glocke auf seinen Einsatz. Wann dieser kommt, bestimmen die Zahnräder des Uhrwerks ein Stockwerk höher. Vor dort aus gibt es einen mechanischen Impuls zur Elektronik, die dann den Hammer auslöst.
Auferstehung nötig
Am Ostersonntag um 7 Uhr ist die Premiere. Sieben Mal wird dann das eingestrichene e erklingen und den Morgen des so bedeutenden christlichen Feiertages ankündigen, die Auferstehung des Herrn. „Eine Auferstehung haben wir nötig in der augenblicklichen Situation“, sagt Pfarrer Giering. Dass die Schläge des neu eingebauten Glockenhammers genau an diesem Tag beginnen sollen, war schon länger geplant. Dass sie nun ein Lebenszeichen in einer echten Krise darstellen, hatte vorher niemand ahnen können. „Es ist auch ein gutes Zeichen, wenn sich Kirche in dieser Zeit nochmal anders bemerkbar machen kann“, so Giering.
Denn diesmal wird die Kirche nicht wie in anderen Jahren von bis zu 150 Menschen besucht sein. Die Gotteshäuser bleiben zu. Ein ökumenischer Gottesdienst mit Predigten von Vertretern verschiedener christlicher Konfessionen wurde zuvor als Video aufgenommen und kann am Ostersonntag per Stream unter anderem über die Internetseite der evangelischen Kirche in Eberswalde abgerufen werden. Schon am Karfreitag gab es wegen des Veranstaltungsverbots aufgrund des Coronavirus einen Gottesdienst per Livestream aus der Johanniskirche am Karl-Marx-Platz.
Die Magdalenenkirche ist seit dem Brand im Dachstuhl im Dezember vergangenen Jahres gesperrt und wird es wohl noch anderthalb Jahre bleiben. Noch in diesem Jahr aber beginnt auch die Auferstehung dieses Eberswalder Wahrzeichens. Wann genau es soweit ist, werden die umliegenden Bewohner der Stadt rechtzeitig erfahren. Denn der Start der Bauarbeiten soll mit großem Geläut aller fünf Glocken im Turm verkündet werden. 1,2 Millionen Euro wird die Brandsanierung des verrußten Kircheninneren kosten. Schon die Konstruktion des Gerüsts, um in jeden Winkel des Gotteshauses zu gelangen, wird ein aufwendiges Unterfangen, beschreibt Giering.
Stundenschlag von 7 bis 22 Uhr
Die anstehende Sanierung betrachtet war der Hammer mit Kosten zwischen 3000 und 3500 Euro eine vergleichsweise kleine Investition. In der Diskussion war seine Anschaffung schon seit Jahren. Viele Dorfkirchen in der Umgebung haben einen entsprechenden Stundenschlag und bis die Glocken im Ersten Weltkrieg zum ersten Mal eingeschmolzen wurden, soll die Glocke der Magdalenenkirche zu jeder Viertelstunde geschlagen worden sein, wie in der Johanniskirche. Der neue Hammer soll ab Ostersonntag nun zu jeder vollen Stunde zwischen 7 und 22 Uhr sein Werk verrichten und die Stundenzahl verkünden, also maximal zwölf Mal schlagen. Zur halben Stunde soll er einmal ausholen.
GESCHICHTE DES GELÄUTS IN DER MAGDALENENKIRCHE
In beiden Weltkriegen wurden die Glocken abgehangen und bis auf die Taufglocke, mit 170 Kilo die kleinste, zur Fertigung von Kriegsgerät eingeschmolzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ermöglichten die Glocken aus der zerstörten Marienkirche von Küstrin, die nach Eberswalde gebracht wurden, zumindest ein kleines Geläut. So blieb es, bis 2003 der Glockenstuhl erneuert wurde und zwei neue große Glocken ein Fünfergeläut ermöglichten, bestehend aus: Der großen Küstriner (1769 gegossen, 500 kg, Ton: a), der kleinen Küstriner (1769, 200 kg, Ton: cis), Missale III. (2002, 1245 kg, Ton: e), Barbara III. (2002, 1945 kg, Ton: cis), Taufglocke (1502, 170 kg, Ton: e)
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