Gottfried-Benn-Kirche Mansfeld in schlechtem Zustand
Mansfeld in der Prignitz
Gottfried-Benn-Kirche in schlechtem Zustand
In der kleinen Dorfkirche von Mansfeld (Prignitz) wird das Andenken an den Dichter Gottfried Benn, der in dem Ort geboren wurde, wach gehalten. Doch das Gotteshaus verfällt seit Jahren trotz vieler Mahnungen. Dabei handelt es sich bei dem Gebäude um ein Notkirche aus dem Jahr 1703.
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Das Geburtshaus des Dichters Gottfried Benn ist wie die Kirche eine Pilgerstätte für Fans. Quelle: Michael Beeskow |
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Christian Tanneberger ist der Vorsitzende des Gottfried-Benn-Förderkreises. Quelle: Michael Beeskow |
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Mit speziellen Untersuchungen wurde das Baujahr der Kirche auf 1703 datiert. Quelle: Michael Beeskow |
Mansfeld. Zum Gottfried-Benn-Tag am 23. Juli füllt sich die kleine Kirche in Mansfeld mit Besuchern. In diesem Jahr waren der Schriftsteller Jürgen Rennert, der Benn-Gedichte und eigene Arbeiten las, sowie die Musiker Henner Harders (Gambe/Bass) und Hendrik Wielgosz (Cembalo/Klavier) zu Gast. Aber auch wenn keine Texte vorgetragen und keine Instrumente erklingen, kann das eigentümliche Gotteshaus besichtigt werden.
Vier Schlüssel für die Kirche
„Es ist ganzjährig zugänglich“, berichtet Christian Tanneberger, Vorsitzender des Gottfried-Benn-Förderkreises in Mansfeld. Wenige Schritte von der Kirche hängt ein nicht zu übersehender Schaukasten, in dem vier Adressen im Dorf angegeben sind, bei denen man den Schlüssel für die Kirche erhält. „Eigentlich ist immer jemand zu erreichen“, sagt Christian Tanneberger.Mansfeld
Eine fast zierliche Renaissance-Kanzel ist das wichtigste Ausstattungsstück in dem schlichten Kirchenraum. Ob sie aus der Bauzeit der Kirche stammt, ist nicht sicher. Sicher ist aber, dass der Vater von Gottfried Benn von hier seine Predigten gehalten hat. Überhaupt scheint es sich bei der Kirche um eine Gottfried-Benn-Kirche zu handeln, denn eine Ausstellung über den in Mansfeld geborenen Pfarrerssohn und späteren Avangardisten der literarischen Moderne prägen den Raum. Hier gibt es viel über Leben und Wirken des Dichters zu erfahren, über Veranstaltungen ihm zur Ehre und auch über Begebenheiten. So weilte etwa Vilhelm Topsoe, der in Kopenhagen lebende Enkel von Gottfried Benn, 2014 in Mansfeld.
Eine der ältesten Kirchen der Prignitz
Die großen Ausstellungstafeln lenken etwas vom schlechten Zustand des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes ab. „Es ist eine Notkirche, die nach dem 30-jährigen Krieg errichtet wurde“, erklärt Christian Tanneberger. Jüngste Forschungen ergaben allerdings, dass die Kirche nicht 1651 erbaut wurde, wie lange Zeit angenommen. Nach einer dendrochronologischen Untersuchung, die Denkmalschützer Gordon Thalmann 2013 in Auftrag gab, wird die Entstehung der Kirche nun ins Jahr 1703 datiert. Mit mehr als 300 Jahren gehört sie dennoch zu den ältesten in der Prignitz. Im Dachstuhl des Gotteshauses sind jedoch noch wesentlich ältere Hölzer verbaut, die wahrscheinlich von einer Vorgängerkirche im Ort stammen. Die Bäume wurden zwischen 1508 und 1527 gefällt, ging aus der Untersuchung hervor.
Seit Jahren wird dringend die Sanierung des Gotteshauses angemahnt. „Es muss eigentlich alles gemacht werden“, sagt Christian Tanneberger: das uralte mit Biberschwänzen gedeckte Dach, die von Wasserschäden gezeichnete Decke im Kirchenschiff, das schadhafte Mauerwerk. Immer wieder wurde die Kirchensanierung diskutiert, sogar Kostenschätzungen erstellt. „Doch die sind längst überholt“, berichtet Christian Tanneberger. Getan hat sich bis heute nichts, abgesehen von einer Sicherung des freistehenden Glockenturmes. Er hofft auf eine baldige Förderung, bevor die Schäden größer werden.
Von Michael Beeskow
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