Kirchenkreis Bad Liebenwerda – Frauenkirche in Mühlberg aufgefrischt
Das Gotteshaus in der Neustadt des Elbestädtchens gehört zu den aktuell großen und fast fertigen Restaurierungs- und Umbauprojekten des Kirchenkreises Bad Liebenwerda.
28. Juli 2020, 09:27 Uhr•Mühlberg
Von Manfred Feller



Fotos Manfred Feller
Mehr als die Hälfte des 2-Jahres-Investitionsbudgets im evangelischen Kirchenkreis Bad Liebenwerda fließt in drei ansehnliche Projekte. Sie sind entweder fertig oder befinden sich auf der Zielgeraden. Die Innenarbeiten in der sehenswerten Friedhofskapelle in Mühlberg haben 235 000 Euro gekostet. Für rund 400 000 Euro wird die Kirche Sankt Nikolai in Bad Liebenwerda zur Konzert- und Kommunikationskirche umgebaut. Das Ende ist absehbar. Ebenso in der Frauenkirche in Mühlberg/Elbe. Dort wird seit 2018 restauriert, gesichert, der Putz ausgebessert und es werden die Wände mehrfach gestrichen. Etwa 367 000 Euro waren dafür veranschlagt worden.Die drei Projekte sind jeweils aus dem Leader-/Eler-Fördertopf der EU für die ländliche Entwicklung mit 75 Prozent gefördert worden. Das verbleibende Viertel Eigenanteil steuern der Kirchenkreis und die jeweilige Kirchengemeinde bei. Der Denkmalschutz hat auf alle Arbeiten ein wachsames Auge.
Das Geld steckt in der Substanz der Kirche
Nachdem die Gerüste in der Neustädter Kirche in Mühlberg, auch Frauenkirche genannt, gefallen sind, scheint, oberflächlich betrachtet, so viel nicht passiert zu sein. Doch das Geld steckt im Erhalt der behutsam angefassten Substanz des Gotteshauses aus dem frühen 16. Jahrhundert.Nach abermaligen Verzögerungen sollte die Kirche ursprünglich zu Pfingsten öffnen. Dies gelang nicht. „Die Anforderungen des Landesamtes für Denkmalschutz sind immer wieder verändert worden. Neue Ausschreibungen waren die Folge“, nennt Kirchenbaureferent Heiko Müller einen der Gründe. Auch die eigentlichen restauratorischen und Malerarbeiten an Kassettendecke und Wänden hätten mehr Zeit in Anspruch genommen. Doch der Abschluss insgesamt sei greifbar.

Foto Manfred Feller
Die farbliche Deckenfassung aus dem Jahr 1937 ist in der Frauenkirche geblieben. Lediglich eine Kassette haben die Restauratoren mit Fingerspitzengefühl bearbeitet, um nach ursprünglichen Fassungen zu fahnden. Nur eine sehr farbige aus dem Jahr 1901 wurde gefunden, freigelegt und als Beispiel so belassen. Ansonsten seien lose Deckenelemente gesichert und die gesamte Fläche mit einem schützenden Anstrich versehen worden. „Das hält jetzt eine Weile“, sagt Heiko Müller. Pfarrerin Sabrina Pieper schätzt ein, dass die Restauratoren frühestens in einem halben Jahrhundert wieder ran müssen. Ansonsten reiche es aus, wenn die Decke alle paar Jahr abgestaubt wird.

Foto Manfred Feller
Ein Akt sei es gewesen, die Wände zu bearbeiten. Architekt Onno Folkerts könnte einen minutenlangen Fachvortrag darüber halten, was dabei alles zu beachten gewesen ist. Die Kurzfassung: Nach den Putzreparaturen, für die eine Brandkalk-Quarzsand-Wassermischung verwendet wurde, mussten die Flächen abgesaugt werden. Es folgte eine erste Tünche mit frisch abgelöschtem, noch warmem Kalk. „Dies führt zu einer Verfestigung sandender Putzfehlstellen und zum Wiederverkleben von belassenen, historischen Kalkschichten“, so Onno Folkerts. Erst dann kann die Kalkschlämme mit Marmormehl zur Egalisierung der Oberflächen mehrfach aufgetragen werden.
Fleißarbeit durch Malermeister Ronny Bensch
Nicht weniger als fünfmal musste Malermeister Ronny Bensch aus Altbelgern die Wände mit der Kalkbürste streng nach Vorgabe hauchdünn streichen. Ein Durchgang umfasst ungefähr 500 Quadratmeter. „Die Putzausbesserungen sind dennoch zu sehen“, stellt er fest. Der Kalkanstrich sei zwar aufwendiger als mit Mineralfarbe zu arbeiten, ergänzt Architekt Onno Folkerts, dafür sei er zum Vorteil des Mauerwerks atmungsaktiver und könne später optimaler ausgebessert werden.Unterdessen sind nach Auskunft von Kirchbaureferent Heiko Müller die abschließenden Arbeiten im Gange. So werden eine zeitgemäße Beleuchtung angebracht und die Bankreihen zum Teil mit einer Heizung ausgestattet. 17 große Kirchenfenster waren bereits in der Anfangsphase erneuert oder aufgearbeitet worden. Nun ist Land in Sicht.
Aus der Geschichte der Frauenkirche
Erstmals erwähnt wird eine Neustädter Kirche in Mühlberg im Jahr 1312. Sie soll aber bereits im Jahrhundert zuvor errichtet worden sein. Das Bauwerk steht jedoch nur etwa 300 Jahre. Dann brennen es einfallende Hussiten nieder. Im frühen 16. Jahrhundert ist die heutige Frauenkirche errichtet worden. Aus dieser Zeit soll der geschnitzte Altar stammen. Gestiftet hat ihn ein Mühlberger Ratsherr. Die Jehmlich-Orgel ist in den Jahren 1957/58 eingebaut worden.
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