Europäisches Kulturerbejahr 2018

Auch unsere Kirchen gehören zum Europäischen Kulturerbe!

Auf Initiative der Europäischen Kommission wurde das Jahr 2018 zum Europäischen Kulturerbejahr deklariert. Die Idee lehnt sich an das damals außerordentlich erfolgreiche Europäische Denkmalschutzjahr 1975 an. Damals entstanden zahlreiche Bürgerinitiativen, die sich bis heute für den Erhalt historischer Bausubstanz engagieren – getreu dem bereits vor 200 Jahren durch Wilhelm von Humboldt formulierten Motto: „Nur wer seine Vergangenheit kennt, hat auch eine Zukunft!“

Diesmal sollte es mehr sein: Im Zentrum des Europäischen Kulturerbejahres stehen nicht nur die baulichen Zeugen der Vergangenheit, sondern auch das immaterielle Erbe: Dichtung, Musik, bildende Kunst, Philosophie bis hin zum kulinarischen Erbe. Die Intentionen dabei sind dabei hauptsächlich politischer Natur. Während die europäische Idee – entstanden als Reaktion auf zwei schreckliche Weltkriege – an fast allen Ecken des Kontinents in Frage gestellt wird und zu bröckeln beginnt, soll das Kulturerbejahr den Blick auf die gemeinsamen kulturellen Wurzeln Europas schärfen und den Zusammenhalt beschwören.

Das ist mit Sicherheit gut und richtig. Nur stellt sich die Frage, ob die thematische Überfrachtung des Begriffes „Europäisches Kulturerbe“ der Absicht dienlich ist. Das europäische Kulturerbe besteht auch aus zahlreichen regionalen Kulturen und Erinnerungskulturen. Zusammen erst und nicht in Konkurrenz miteinander bilden sie das, was eine gemeinsame Identität bilden kann. Mit Verwunderung wurde vielerorts auch registriert, dass sich die Initiatoren in verschiedenen Konzeptpapieren zwar auf die gemeinsamen antiken und humanistischen Wurzeln Europas beriefen, die christlichen (wie übrigens insgesamt die religiösen) Wurzeln jedoch kaum Erwähnung fanden.

Auch der Förderkreis Alte Kirchen beteiligt sich mit einer Aktion am Europäischen Kulturerbejahr: Wir stellen allen Kirchengemeinden in unserer Landeskirche Plakate zur Verfügung und bitten sie, diese in den Schaukästen möglichst vieler Gotteshäuser auszuhängen. Die Hauptaussage des Plakates wird sein: „Auch diese Kirche gehört zum Europäischen Kulturerbe!“ Denn zum Kulturerbe Europas gehören auch die mehr als 1.500 historischen Kirchengebäude in Brandenburg und Berlin. Seit Jahrhunderten sind sie die optischen und geistigen Mittelpunkte der Dörfer und Städte; bis heute prägen sie das Ortsbild ihrer Gemeinden.

Unsere heimischen Kirchengebäude sind Zeugen der regionalen Kunst-, Glaubens- und Ortsgeschichte. Zugleich jedoch sind sie Bestandteile einer gewaltigen sakralen Denkmaltopographie, zu der zehntausende von christlichen Kirchen, Synagogen und Moscheen gehören. Sie alle können sinnstiftend wirken für das, was Europa ebenso benötigt wie die jeweilige Heimatregion: Frieden, Toleranz und Solidarität, aber auch Selbstbewusstsein in Bezug auf die eigenen Traditionen. Es ist wichtig, dieses gewaltige und wertvolle sakrale Kulturerbe für die Zukunft zu bewahren – in Europa, aber möglichst auch in jedem Dorf und in jeder Stadt.

Brief des Förderkreises Alte Kirchen an alle Kirchengemeinden (pdf)

Geleitwort des Bischofs Dr. Markus Dröge (pdf)