von Wolf-Dietrich Meyer-Rath

„… weil ich für Menschen da sein konnte“

Engagement für die Kirchen der Prignitz

Wolf-Dietrich Meyer-Rath war viele Jahre als Regionalbetreuer des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e. V. für die Landkreise Prignitz und Ostprignitz-Ruppin zuständig.

Dr. Andreas Draeger vor der Stadtpfarrkirche St. Jakobi Perleberg; Foto: Annette Löther

Mit diesen wenigen Worten zog Dr. Andreas Draeger mir gegenüber vor einigen Tagen Bilanz seines bisherigen Wirkens und Engagements als ehrenamtlicher Baupfleger in der Prignitz.

Geboren im Kriegsjahr 1942 in Kyritz als ältester Sohn eines in dem benachbarten Dorf Wutike tätigen Pfarrerehepaars, wurde Andreas Draeger 1949 in Perleberg eingeschult, wo sein Vater inzwischen die zweite Pfarrstelle übernommen hatte. 1953 zog die Familie nach Velten im Norden von Berlin. Nach einigen Eingaben des Vaters bei höheren Instanzen wurde der Sohn zum Studium der Humanmedizin in Greifswald zugelassen, das aber erst, nachdem er zwei Jahre als Hilfspfleger im Kreiskrankenhaus Henningsdorf gearbeitet hatte. Während des Studiums engagierte er sich in der Studentengemeinde. 1968 schloss er das Studium mit der Promotion ab und begann am Kreiskrankenhaus Henningsdorf die Facharztausbildung als Chirurg. Bereits in seiner Jugend spielte er Posaune in einer kleinen Bläsergruppe, er erhielt eine Bläserausbildung, lernte Chorleitung und war schließlich als Posaunenwart im Kirchenkreis tätig, leitete den Posaunenchor und war Mitglied im Gemeindekirchenrat.

Nach seiner Heirat zog die Familie mit drei Kindern 1977 zurück nach Perleberg, wo Dr. Draeger Oberarzt in der Chirurgie am Kreiskrankenhaus wurde. Gleichzeitig konnte er seiner großen Begeisterung für die Bläsermusik nachgehen als Kreisposaunenwart, Mitglied des Posaunenrates der Landeskirche und bis in die 1980er Jahre Bläserreisen nach Polen, Ungarn und Rumänien unternehmen. Nach der friedlichen Revolution von 1989 änderten sich bei Dr. Draeger wie bei so vielen DDR-Bürgern Grundlagen und Ansprüche im beruflichen Werdegang. Er beteiligte sich aktiv bei „Demokratie jetzt“, wurde Stadtverordneter und engagierte sich, nach Lehrgängen zum Verwaltungsrecht der Bundesrepublik, beim Aufbau des Gesundheitsamtes des Landkreises Prignitz, dessen Leitung er schließlich übernahm und bis 2007 ausübte. Diese beruflichen Erfahrungen in der Verwaltung kamen Dr. Draeger in seinem weiteren Tätigkeitsfeld, dem des ehrenamtlichen Baubeauftragten des Kirchenkreises Perleberg-Wittenberge bzw. später des Kirchenkreises Prignitz sehr zugute. Dieser neuen, aus eigenem Interesse gewählten Aufgabe widmete er sich als Mitglied des Gemeindekirchenrates in Folge der 1996 beginnenden umfangreichen Instandsetzung der Perleberger Stadtpfarrkirche St. Jacobi, deren Fertigstellung erst 2004 abgeschlossen werden konnte. Dadurch hatte er vor Ort ständigen Kontakt mit den Architekten, der Denkmalpflege und den Handwerkern und lernte so die Details zur Kostenberechnung, Finanzierung, Beschaffung der Fördermittel und der begleitenden Bauüberwachung kennen. Von 2002 an bis 2014 war er Mitglied des Bauausschusses des Kirchenkreises und befasste sich dabei mit der Auflistung der Schäden an den 73 Kirchen des damaligen Kirchenkreises und ihrer planmäßigen Instandsetzung, die sich in den meisten Fällen als dringend notwendig erwies.

Unter der Vielzahl der gefährdeten Dorfkirchen kümmerte sich Dr. Draeger besonders um die Kirchen in der Elbtalaue, die zur DDR-Zeit im Grenzgebiet lagen und daher kaum genutzt werden durften, darunter vor allem die Dorfkirchen in Kietz und in Mödlich: Beide Kirchen lagen damals direkt im Sperrgebiet, durften nicht betreten, geschweige denn wenigstens notdürftig instandgehalten werden und verfielen zusehends. Für die allmähliche Instandsetzung der Dorfkirche Kietz einschließlich ihrer wertvollen Ausstattungsstücke hat sich Dr. Draeger im Zeitraum von 1998 bis 2020 intensiv eingesetzt, ebenso für die direkt hinter dem Elbedeich liegende Dorfkirche in Mödlich, deren Ausstattung bis 2016 restauriert werden konnte.

Als letztes Bauprojekt in der Elbtalaue, das Dr. Draeger vor seinem „Ruhestand“ betreuen wird, soll die Instandsetzung der kleinen Dorfkirche in Wootz in diesem Frühjahr beendet werden. Das mit dem Ruhestand kann allerdings bezweifelt werden: Die Posaunenarbeit fällt wohl noch nicht darunter. Auch sein Einsatz für die 2006 unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gegründete Stiftung zum Erhalt der Kirchen in der Prignitz wird andauern.

Für sein vielfältiges ehrenamtliches Engagement wurde Dr. Andreas Draeger 2019 durch den Landkreis mit dem Bürgerpreis der Prignitz ausgezeichnet.

Vorheriger Beitrag
Ein Förderverein, gute Handwerker und viel Unterstützung

Die Sanierung der Dorfkirche in Breitenfeld (Prignitz) Jorinde Bugenhagen ist Architektin und setzt sich seit 20 Jahren beruflich und auch ehrenamtlich für den Erhalt von Denkmalen ein. Seit 2008 ist […]

von Jorinde Bugenhagen

Nächster Beitrag
Ein Schwarzbau und ein Kanzelaltar ohne Kanzel

Altbarnim und Sietzing – zwei Fachwerkkirchen im Oderbruch Uwe Donath ist Mitglied im Vorstand des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e. V. und als Regionalbetreuer zuständig für die Landkreise Märkisch Oderland und […]

von Uwe Donath