Dorfkirche Stegelitz

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Steckbrief
17268 Flieth-Stegelitz OT Stegelitz Uckermark
Feldsteinbau des 13. Jh. mit Renaissance- und Barockausstattung, prächtiges Epitaph des Bildhauers J. G. Glume Auskünfte über 0172-1538995 oder per Mail über kirchestegelitz@gmail.com.
Die Kirche liegt am Radwanderweg Berlin-Usedom.
Freunde der Feldsteinkirche Stegelitz e.V.
Maren Huth
Dorfstraße 17
17268 Flieth-Stegelitz
Tel.: 0172-1538995
mailto:kirchestegelitz@gmail.com

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    Dorfkirche Stegelitz
    Dorfkirche des Monats März 2007, November 2025

    Grit Kühnel: „Die Kirche im Dorf lassen“ – verschiedene Deutungsarten dieses Sprichworts sind möglich. Eine mögliche könnte darin bestehen, die Kirche zu erhalten, sie im Dorfe zu behalten und so auch für die Zukunft zu einem Ort des Zusammenkommens und Zusammenlebens zu machen.

    Nachdem im Jahre 2005 bei einer Untersuchung des Kirchengebäudes in Stegelitz (Uckermark) starke Schäden an der Bausubstanz festgestellt wurden und sich bei einer holzschutztechnischen Untersuchung im Jahre 2016 ein starker Befall mit Echtem Hausschwamm zeigte, wurde die Kirche aufgrund akuter Einsturzgefahr vorläufig geschlossen. Im September 2015 fand daher im Rahmen des Erntedankfestes der vorerst letzte Gottesdienst in der Kirche statt.

    Eine Notsicherung konnte dank der Mittel der Denkmalpflege des Landes Brandenburg und der evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz im Jahre 2019 erfolgen. Seitdem fanden mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Mitteln der Landeskirche, Mittel des Kirchenkreises, der Kirchengemeinde, des Pfarramts Gerswalde, des Förderkreises Alte Kirchen, der KiBa und der Volksbank sowie zahlreicher privater Spender weitere Sanierungsmaßnahmen statt. Mittlerweile darf der Kirchensaal wieder genutzt werden. Langfristig sind weitere Sanierungsmaßnahmen vorgesehen. Insbesondere die Sanierung des Kirchenschiffes stellt aufgrund des Umfangs eine große Herausforderung dar.

    Der Ort Stegelitz und die zugehörige Feldsteinkirche bestehen seit dem 13. Jahrhundert. Ort und Kirche waren in diesem langen Zeitraum verschiedenen Wandlungsprozesse unterworfen. Die Feldsteinkirche, ursprünglich als Saalbau errichtet, wurde im 16. Jahrhundert durch den Einzug von zwei achteckigen Pfeilern in zwei Schiffe unterteilt. Das durch den Umbau errichtete Kreuzrippengewölbe des Kirchensaals ist das Einzige seiner Art in einer uckermärkischen Dorfkirche und damit eine sehenswerte und baugeschichtlich wertvolle Besonderheit.

    Auch die Ausstattungsstücke des Baus sind von ungewöhnlich hoher Qualität. Aus dem reichen Inventar des 17. und 18. Jahrhunderts sticht vor allem der prächtige Renaissance-Altar heraus – laut Inschrift wurde er 1598 von Johann und Christoph von Arnim gestiftet. Der hölzerne Aufsatz zeigt auf vier Ebenen Szenen aus dem Leben Jesu, im Zentrum eine figurenreiche Kreuzigungsszene. Die geschnitzten Bildfelder weisen noch die originale Farbfassung auf. Das marmorne Grabdenkmal, das sich Georg Abraham von Arnim 1734 selbst setzte, ist von erlesener Qualität. Geschaffen hat es vermutlich Johann Georg Glume, einer der bedeutenden Berliner Barockbildhauer. Fast lebensgroß verewigte er den preußischen Generalfeldmarschall in Rüstung und Mantel, umrahmt von Herrschaftsinsignien.

    Legt man beim Begriff „Kirche“ neben dem sakralen Gebäude besonderen Wert auf die zugehörige Gemeinschaft, so kann man anerkennend auf die mittlerweile seit acht Jahren bestehende Gemeinschaft der Freunde der Feldsteinkirche Stegelitz e.V. blicken, deren Ziel neben dem Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes mit dem wertvollen Inventar die Förderung einer intensiven und nachhaltigen Nutzung von Innen- und Außenbereich für Anwohner und Besucher ist.

    In den letzten Jahren ist so ein lebendiges Miteinander von Anwohnerinnen und Anwohnern, Christen und Nichtchristen, Jung und Alt, Einheimischen und Zugezogenen entstanden.

    Zu verschiedenen Anlässen findet sich die Gemeinde zu Gottesdiensten zusammen. Diese werden, wenn die Witterung und der Anlass es zulassen, gern auch auf der Kirchwiese abgehalten. So fanden in den vergangenen Jahren anlässlich des Mittsommers, des Erntedankfestes und am Heiligen Abend Andachten statt. In der Gemeinde Flieth-Stegelitz, mit den Ortsteilen Flieth, Stegelitz, Suckow, Voßberg, Pfingstberg, Afrika und Hessenhagen, ist neben der Kirchenruine in Flieth die Stegelitzer Kirche das einzige Kirchengebäude, das für kirchliche Veranstaltungen genutzt werden kann.

    Beim in den Sommermonaten stattfindenden Wochenmarkt besteht die Möglichkeit, regionale Produkte zu erwerben, Kaffee und Kuchen, Bier der Stegelitzer Brauerei und gegrillte Köstlichkeiten zu genießen und sich in netter Atmosphäre unter den ehrwürdigen Bäumen der Kirchwiese zu treffen. Auch Führungen durch die Kirche werden nach Absprache angeboten.

    Die Veranstaltungen begeistern ein breites Publikum auch über die Ortsgrenzen hinaus. Der Erhalt des Miteinanders soll auch nach Fertigstellung der Sanierung durch die Etablierung weiterer Veranstaltungsformate fortgeführt werden.

    Bei den Veranstaltungen erworbene Erlöse leisten einen nicht unbedeutenden Beitrag zur weiteren Instandsetzung der Kirche. Aufgrund des großen Sanierungsaufwandes ist der Förderverein jedoch nach wie vor auf Unterstützung und Spenden angewiesen, um „die Kirche im Dorf zu lassen“.

    Herzliche Einladung zum Adventsmarkt an der Kirche am 29. November ab 14 Uhr.

    Weitere Informationen:
    Adresse der Kirche: Dorfkirche Stegelitz, Dorfstraße 39B, 17268 Flieth-Stegelitz (Uckermark)
    Kirchengemeinde: Ev. Pfarramt Gerswalde, Ziegenwinkel 18, 17268 Gerswalde, Pfarrerin Enseleit, pfarramt-gerswalde@kirche-uckermark.de
    Förderverein: Gemeinschaft der Freunde der Feldsteinkirche Stegelitz e.V., www.kirche-stegelitz.de
    Touristische Info: Stegelitz liegt direkt am Fernradweg Berlin-Usedom.
    Spendenkonto: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
    Evangelische Bank – IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
    Verwendungszweck: Dorfkirche Stegelitz

    Historischer Text von 2007

    Das kleine uckermärkische Dorf trägt den Namen seiner ersten Patronats- und vermutlich auch Gründerfamilie. Die Herren von Stegelitz haben ihre Wurzeln im anhaltinischen und kamen im Gefolge der askanischen Markgrafen in die Uckermark. Lange gehörten sie zu den begütertsten Familien dieses Landstriches.

    Aus der Zeit der Besiedlung stammt die Kirche: ein rechteckiger Feldsteinbau mit verbreitertem Westturm und einem Sakristeianbau auf der Nordseite. Bauzeitlich sind das zweifach gestufte Spitzbogenportal im Westen sowie die vermauerten Portale auf der Nord- und Südseite. Von der ursprünglichen Dreifenstergruppe des Ostgiebels wurde das Mittelfenster vermauert. An der Ostseite blieben mittelalterliche Putzreste mit doppeltem Fugenstrich erhalten.

    Den heutigen Innenraum prägt ein entscheidender Umbau am Ende des 16. Jahrhunderts. Inzwischen war das Dorf in den Besitz eines Zweiges der Familie von Arnim gekommen. Der bisher durch eine flache Holzdecke begrenzte Raum wurde durch das Einziehen von zwei achteckigen Pfeilern zur zweischiffigen, dreijochigen Hallenkirche umgebaut, die große Spitzbogenöffnung zum Turmuntergeschoss teilweise zugesetzt. Diese vollständige Wölbung des Kirchenschiffes ist für eine Dorfkirche einmalig in der Uckermark.

    Im Zuge dieses Umbaus erhielt die Stegelitzer Kirche auch ihren viergeschossigen, reich verzierten Renaissance-Altaraufsatz. In den geschnitzten Bildfeldern der unteren Zone finden sich Darstellungen der Verkündigung, der Geburt Jesu, der Anbetung der Heiligen drei Könige sowie der Taufe im Jordan. Das Mittelfeld zeigt eine vielfigurige Kreuzigungsszene, flankiert von Abendmahl und Geißelung. Ein nicht alltägliches Detail: Tod und Teufel sind mit einer Kette an das Fußende des Kreuzes gefesselt. In der dritten Bildebene folgt die Auferstehung, seitlich davon Pelikan und Phönix. Gekrönt wird der Altar schließlich von einer Himmelfahrt. Eine Inschrift weist auf die Stifter hin: „Anno 1598 haben wir die Ehrwürdige Edele Gestrenge und Ehrenveste – Herr Johann der Primat erzbischöflichen Kirche zu Magdeburg Domherr – und Christoph Gevetter von Arnim auff Gerswalde und Stegelitz Erbsessen – das Althar zu Gottes Ehren und der christlichen Kirche zur Zier machen lassen.“

    Nachdem das Dorf Stegelitz durch den Dreißigjährigen Krieg einige Zeit wüst gefallen war, kam es im Zuge der langsamen wirtschaftlichen Konsolidierung auch zu weiteren Umbauten am Kirchengebäude. Der Turm erhielt einen einfachen quadratischen Aufsatz aus Backstein. Eine Vorhalle mit Aufgang zur Patronatsloge wurde angebaut. Im Inneren kamen West- und Südempore sowie das noch heute benutzte Gestühl hinzu. Und: die Stegelitzer Kirche erhielt ihr großartigstes Kunstwerk. Generalfeldmarschall Georg Abraham von Arnim ließ sich kurz vor seinem Tode selbst ein Grabdenkmal setzen und beauftragte damit – seiner eignen Bedeutung durchaus bewusst – keinen geringeren als Johann Georg Glume, einen der bedeutendsten Berliner Bildhauer seiner Zeit. In einer von Pilastern gerahmten Nische steht die beinahe lebensgroße Standfigur des Generalfeldmarschalls, bekleidet mit einem Küriss, geschmückt mit Schärpe und Orden des Schwarzen Adlers und in der rechten Hand den Marschallsstab. Über seinem Haupt schwebt das reich verzierte Familienwappen, umgeben von Trophäenbündeln und Kanonen. So wachte Georg Abraham von Arnim auch nach seinem Tode symbolisch über den Familienbesitz, denn begraben ist er nicht in Stegelitz, sondern in der Kirche von Boitzenburg, wo sich bis 1945 der Stammsitz der Familie befand.

    Die Stegelitzer Kirche ist in ihrer überkommenen Ausstattung eine der wertvollsten und sehenswertesten der Uckermark. Nur leider haben sich im Laufe der Zeit massive Bauschäden herausgebildet. Die Dachkonstruktion ist durch Feuchtigkeit und Schädlingsbefall massiv geschädigt, ein großer Teil der Kehlbalken bereits gebrochen. Im Traufbereich gibt es akute Schäden im Holz- und Mauerbereich. Eine erhebliche Durchbiegung der Dachfläche ist selbst für den Laien bereits von außen sichtbar.

    Der Förderkreis Alte Kirchen beteiligte sich im vergangenen Jahr finanziell an der Erstellung eines Sanierungsgutachtens, das jetzt vorliegt. Das Ergebnis ist schlimmer als befürchtet. Über eine Schließung des Kirchengebäudes wird nachgedacht. Baldige Sicherungsarbeiten sind dringend notwendig.


    Zum Weiterlesen:
    Der Förderkreis gehört zu den Preisträgern der Ausschreibung „Startkapital für Kirchen-Fördervereine 2018“

    Adventskalender

    vom 1. Advent bis Heilig Abend

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