Auch Bildungsarbeit gehört zum Programm

Verdiente Auszeichnung für den Niederlausitzer Schwesterverein mit dem Denkmalpflegepreis

ANNEGRET GEHRMANN (2.v.r.) und Mitstreiter beim Empfang des Preises

Der Förderkreis Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz (FAK-NL) ist im September von Kulturministerin Martina Münch mit dem Denkmalpflegepreis des Landes Brandenburg ausgezeichnet worden. In seiner Laudatio sagte Landeskonservator Thomas Drachenberg: „Seit fast zwanzig Jahren setzt sich der Verein für den Erhalt der Dorfkirchen ein. Die Herangehensweise, bei der Menschen und Interessengruppen vernetzt werden, führt zum gemeinsamen Ziel.“

Gegründet wurde der Verein im Juni 2002. Initiatorin war Annegret Gehrmann, Pfarrfrau und studierte Stadtplanerin; bis heute ist sie nicht nur Vorsitzende, sondern auch nie ruhender Motor des erfolgreichen Förderkreises.

Zahlreiche Kirchenbauten in der Region um Luckau wiesen gravierende Bauschäden auf, mit deren Behebung die kleiner werdenden Gemeinden zum Teil überfordert waren. Hier wollte der Förderkreis Alte Kirchen ansetzen und Hilfe bei Bauplanung, Fördermitteleinwerbung und Spendensammlung, Antragstellung und Baubegleitung leisten. Erste Objekte seiner Tätigkeit waren die spätromanische Feldsteinkirche in Riedebeck und die Kirche in Bornsdorf mit ihrer bemerkenswerten und geschlossenen barocken Ausstattung. Neben den persönlichen Mitgliedern setzte der Förderkreis von Beginn an auf die Mitgliedschaft der Kirchen. Vertreter von zwölf Kirchengebäuden gehörten zu den Gründungsmitgliedern, während in etlichen Orten noch skeptisch abgewartet wurde. Gegenwärtig sind 35 Gemeinden mit insgesamt 54 Kirchenbauten Mitglied, was auch zu einer Vernetzung der Aktivitäten in der Region beiträgt. So gibt es jedes Jahr ein gemeinsames Veranstaltungsprogramm unter dem Titel „Musik und mehr in Kirchen der Luckauer Niederlausitz“, das die wachsende Anzahl von Kulturveranstaltungen in den Gotteshäusern der Gründungs-Region koordiniert. Recht schnell erweiterte sich die Arbeit des Förderkreises über die Sanierungs- und Restaurierungstätigkeiten hinaus. Annegret Gehrmann legte Wert darauf, dass die instandgesetzten Kirchen auch weiterhin genutzt werden – natürlich für Gottesdienste und kirchliche Veranstaltungen, darüber hinaus jedoch auch für kulturelle und soziale Zwecke. Um dies zu erreichen und den Menschen vor Ort den Wert ihres sakralen und kulturellen Erbes zu vermitteln, ist Bildungsarbeit nötig, um den sich ausbreitenden religiösen Analphabetismus aufzuhalten und wenn möglich zu beseitigen. Vorträge und Tagungen zu historischen, kunsthistorischen, religiösen und baupraktischen Fragen fanden und finden statt, Publikationen wurden herausgegeben. Zum zweiten Mal bietet der Verein, gemeinsam mit dem Kirchenkreis, derzeit einen Ausbildungskurs für Kirchenführer an, an dem sich immerhin 23 Menschen beteiligen. Kirchenradtouren wurden erarbeitet und regelmäßige Exkursionen organisiert. In der Region und speziell im Kirchenkreis ist die abwartende Beobachtung der Arbeit des Förderkreises Alte Kirchen der Luckauer Niederlausitz inzwischen einer wohlwollenden Akzeptanz gewichen. Bis heute konnte der Verein etwa 330.000 Euro an Spenden und Fördergeldern für konkrete Projekte direkt ausreichen; weit größer ist die Summer der Gelder, die von öffentlichen Förderstellen direkt an die Gemeinden vermittelt werden konnten.

Nach ihren Wünschen für die Zukunft befragt, äußert Annegret Gehrmann, die als Kunstgutbeauftragte auch für das Inventarisierungsprojekt der Landeskirche in ihrem Kirchenkreis zuständig ist, zuerst einmal ihren Wunsch nach Kontinuität der Vereinsarbeit. Sie wünscht sich auch für die Zeit nach ihrem Abschied vom Verein (der hoffentlich noch in ferner Zukunft liegt!) Menschen, die die Arbeit weiterführen. Froh ist sie darüber, dass nach etlichen Hüllensanierungen der Blick zunehmend auch auf die Bewahrung der wertvollen Ausstattungsgegenstände der Kirchen gerichtet werden kann. Hier gäbe es für die nächsten Jahre noch reichlich zu tun. Und für die Region wünscht sie sich, dass es auch weiterhin möglichst in jedem Ort ein paar Menschen gibt, die Verantwortung dafür übernehmen, dass die Kirche im Dorf bleibt.

Der Vorstand des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg freut sich gemeinsam mit seinem Niederlausitzer Schwesterverein über die verdiente Auszeichnung mit dem Brandenburgischen Denkmalpflegepreis, wünscht weiterhin viel Erfolg bei der wichtigen Arbeit und hofft auf eine durchaus noch ausbaubare gute Zusammenarbeit!

Foto: FAK-NL; Text: Bernd Janowski

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