Dorfkirche Schönfeld

![]() Steckbrief
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17291 Schönfeld | Uckermark |
Feldsteinbau des 13. Jh., einheitliche neugotische Ausstattung, Orgel | Anmeldung im Pfarramt Schönfeld, Dorfstr. 60, Tel. 039854-546 |
Farbenfroh ragt der Schönfelder Renaissancealtar in die Höhe. Nicht
nur die Farbenpracht, auch seine Ikonographie und die Darstellungsweise
machen den Schnitzaltar aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
zu einem Kleinod. Schönfeld liegt nordöstlich von Prenzlau unweit
der Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern. Die Gemeinde ist eine
von zwei Ortschaften gleichen Namens in der Uckermark und nicht zu
verwechseln mit Schönfeld bei Tantow. Schönfeld wurde im Jahr 1375
erstmals urkundlich erwähnt. Die Ursprünge des Dorfes reichen jedoch
weiter zurück. Dies belegt nicht zuletzt die imposante Feldsteinkirche
aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Schönfeld gehörte über
Jahrhunderte zum Besitz der Adelsfamilie von Berg, die im 19. Jahrhundert
in den preußischen Grafenstand erhoben wurde. Schriftliche
Quellen zum Altar, die Auskunft über den Stifter geben könnten, haben
sich nicht erhalten.
Es spricht jedoch vieles dafür, dass der Altaraufsatz, noch bevor der Dreißigjährige Krieg 1626 die
Uckermark erreichte, durch die Patronatsfamilie in Auftrag gegeben wurde. Noch heute zeugen eine
Reihe von Gedenk- und Grabtafeln in und an der Schönfelder Kirche vom Wirken der Familie von
Berg.
In der Uckermark sind einige geschnitzte und farbig gefasste Renaissancealtäre aus der Zeit um 1600
überliefert. Sie werden einer in Prenzlau ansässigen Werkstatt zugerechnet, so die Altaraufsätze von
St. Nikolai in Prenzlau, Melzow oder Stegelitz. Allerdings unterscheidet sich der Schönfelder Altar von
den zuvor genannten Beispielen durch die Erzählweise, die räumliche Tiefe einzelner Szenen und das
dezidiert protestantische Bildprogramm.
Vergleichbar mit anderen nachreformatorischen Altären zeigt auch der Schönfelder Altar die Abendmahlsszene
in der Predella. So hatte es Martin Luther 1530 denjenigen empfohlen, die am Altar nicht
auf Bilder verzichten wollten. In der Mittelzone des Altaraufsatzes ist wie häufig üblich die Kreuzigung
Christi mit Maria und Johannes unter dem Kreuz dargestellt. Daran schließen sich links Mose
mit den Gesetzestafeln und rechts die Taufe Christi durch Johannes an. Der obere Abschluss zeigt die
Auferstehung Christi umgeben von den Evangelisten Matthäus und Markus sowie die Apostel Petrus
und Paulus unter dem Kreuz. Der Pelikan als Symbol der aufopfernden Liebe Christi und der Phönix
als Zeichen für die Auferstehung Christi komplementieren das Programm.
Außergewöhnlich sind am Schönfelder Altar die Darstellungen der Beichte und der Austeilung des
Abendmahls in beiderlei Gestalt. Inhaltlich beziehen sich die Szenen aufeinander, denn die Privatbeichte
war im 17. Jahrhundert noch eine Vorbedingung für die Teilnahme am Abendmahl.
Beide Darstellungen scheinen jedoch bewusst gewählt zu sein, sie könnten in Verbindung stehen mit
dem Übertritt des brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund zum reformierten Bekenntnis an
Weihnachten 1613. Dieser Wechsel, der auch ein anderes Verständnis der Beichte und der Abendmahlsfeier
mit sich brachte, wurde von den städtischen und ländlichen Geistlichen vehement abgelehnt.
Der Widerstand war so erfolgreich, dass der Zwang zum Übertritt für die Bevölkerung verworfen
wurde. Nur die Hofbeamten mussten sich zum Calvinismus bekennen.
Die bei anderen Altären oft figurenreichen Szenen konzentrieren sich hier auf das Wesentliche. Einige
Figuren, etwa bei der Austeilung des Abendmahls, hat der Bildschnitzer fast vollplastisch gearbeitet.
In dem perspektivisch verkürzten Altarraum wirken die Akteure wie in einer Puppenstube platziert.
Dieser Kunstgriff vermag die Betrachter unmittelbar und geschickt in die Handlung und die
Agenda des Auftraggebers einzubeziehen.
Scheint der Altar aus der Ferne nicht zuletzt aufgrund der kräftigen Farben, die das Erscheinungsbild
der letzten umfassenden Restaurierung vom Anfang des 20. Jahrhunderts wiedergeben, gut erhalten
zu sein, offenbaren sich die Schäden erst bei näherer Betrachtung. Im Laufe der Zeit hat sich erheblicher
Schmutz auf den Oberflächen abgelagert. Auch Malschichtabplatzungen und Substanzverluste sind zu beklagen. Um weitere Beschädigungen zu verhindern, ist eine baldige Restaurierung des Altars
dringend geboten.