Dorfkirche Schönfließ bei Mühlenbeck

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Steckbrief
16567 Mühlenbecker Land OT Schönfließ Oberhavel
Feldsteinbau des 13. Jh. mit barocker Ausstattung, Turmanbau 1878 Schlüssel bei Klaus Brietzke, Dorfstr. 15a, 16567 Schönfließ, Tel. 0160-2857042.
Sommermusiken: www.schoenfliesser-sommermusiken.de, www.schoenfliess.de
Freundeskreis Dorfkirche Schönfließ e.V.
Andreas Dalchow, Vorstand
Dorfstraße 33
16567 Schönfließ

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    Dorfkirche Schönfließ bei Mühlenbeck
    Dorfkirche des Monats August 2015, Dezember 2025

    Text: Konrad Mrusek, Fotos: Förderkreis Alte Kirchen B-B e.V.

    An der Dorfkirche von Schönfließ lassen sich neuerdings unterschiedliche Sanierungsphasen vergleichen. Die Nordseite sieht schon geradezu prächtig aus, die Fugen zwischen den Feldsteinen sind sauber mit einem hellen Mörtel verfüllt und auch im Inneren ist eine Seite des Kirchenschiffs restauriert worden. Dabei entdeckte man unter diversen Putzschichten ein mittelalterliches Kreuz. Vor einigen Monaten haben zudem Archäologen ihre Arbeit beendet, die vor der nördlichen Außenmauer eine Grablege aus dem 16. Jahrhundert entdeckt hatten. Doch an der Ost- und Südseite der Kirche zeigt sich, wie viel noch zu sanieren ist. Die Fassaden sind in einem jämmerlichen Zustand, Wind und Wetter haben den Mörtel in den Fugen ausgewaschen und die teils unbehauenen Feldsteine sind verwittert oder beschädigt.

    Doch das soll sich ändern: Inzwischen wird Geld für einen weiteren Bauabschnitt beschafft, damit auch die Ostseite bis zur sogenannten Veltheim-Kapelle saniert werden kann. Diese Kapelle schuf der Patron Werner von Veltheim Ende des 19. Jahrhunderts, um seiner Familie einen direkten Zugang zur Patronatsloge zu ermöglichen. Die Sanierung der Ostseite ist für März bis Oktober 2026 vorgesehen. Die östliche Außenmauer der Dorfkirche ist historisch gesehen besonders interessant, weil dort eine romanische Dreifenstergruppe noch gut zu erkennen ist. Der neuromanische Turm aus gelben Klinkern mit der hohen Spitze wurde indes erst 1878 der Dorfkirche vorgesetzt.

    Pfarrerin Heike Krafscheck von der Kirchengemeinde Bergfelde-Schönfließ, die seit einiger Zeit, anders als ihr Vorgänger, mit großem Engagement die Sanierung der Kirche vorantreibt, rechnet auch beim zweiten Bauabschnitt mit Kosten von etwa 175.000 Euro. Eine ähnliche Größenordnung dürfte auch die dritte Sanierungsetappe auf der Südseite erfordern, die danach vorgesehen ist. Der Förderkreis Alte Kirchen hatte sich bei der ersten Maßnahme mit 5.000 Euro beteiligt und hofft, auch weiterhin bei der Finanzierung helfen zu können.

    Die 800 Jahre alte Dorfkirche ist nicht nur eine der ältesten im Landkreis Oberhavel, sie verfügt auch über ein besonders wertvolles barockes Inventar. Dazu zählen unter anderem der Altar, der im Jahre 1705 von Heinrich Bernhard Hattenkerell geschnitzt wurde, sowie die Patronatsloge an der Südseite aus dem Jahre 1785, die von Friedrich Wilhelm von Pannwitz errichtet wurde.

    Auch in jüngerer Zeit verfügt die Kirche glücklicherweise über einen wohlwollenden Patron in Form eines Freundeskreises, der nicht nur Geld sammelt und investiert, zum Beispiel für neue Fenster, sondern auch die Kirche offenhält. In diesem Jahr war das Gotteshaus zwischen Mai und September zum Beispiel an den meisten Sonntagen nachmittags geöffnet. Der Verein hilft auch mit bei der Organisation der traditionellen „Schönfließer Sommermusiken“, die trotz der Bauarbeiten in einem etwas veränderten Rhythmus fortgesetzt werden sollen. Auch diese Konzerte bringen mitunter Geld für den Freundeskreis, der trotz eines ordentlichen Zuschusses zur ersten Bauetappe weiterhin fast 30.000 Euro in der Kasse hat und sich somit auch bei den weiteren Sanierungsschritten beteiligen kann. Der Vorsitzende des Freundeskreises, Andreas Dalchow, schlug jüngst bei der Mitgliederversammlung vor, ein Banner an der benachbarten Straße aufzustellen, die von vielen Pendlern im nördlichen Berliner Speckgürtel benutzt wird. Auch das könnte vielleicht zu den Sanierungskosten beitragen.

    Weitere Informationen:
    Adresse: Dorfkirche Schönfließ, Dorfstraße 25, 16567 Mühlenbecker Land
    Ev.Kirchengemeinde Bergfelde-Schönfließ, Herthastraße 64, 16562 Hohen Neuendorf OT Bergfelde, Tel 03303-297030, kontakt@kirche-bergfelde-schoenfliess.de, www.kirche-bergfelde-schoenfliess.de
    Freundeskreis Dorfkirche Schönfließ e.V., Andreas Dalchow, Dorfstr. 33, 16567 Schönfließ, andreas_dalchow@gmx.de

    Die Kirche ist von Berlin mit dem öffentlichen Verkehr sehr gut zu erreichen: S8 bis Schönfließ, sodann 10 Minuten Fußweg bis zum weithin sichtbaren Kirchturm.

    Spendenkonto: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
    Evangelische Bank – IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
    Verwendungszweck: Dorfkirche Schönfließ

    Historischer Text von 2015

    Schon seit 25 Jahren gibt es die „Schönfließer Sommermusiken“, und obwohl die Konzerte in einem der ältesten Gebäude des Landkreises Oberhavel stattfinden, musste man noch nie um die Sicherheit der Besucher besorgt sein. Die rund 800 Jahre alte Dorfkirche hat zwar seit längerem ein Problem mit der Feuchtigkeit und daher wollte der Freundeskreis die alten Fenster ersetzen. Doch die barocke Stuck-Decke schien vorerst relativ sicher zu sein. Seit einigen Monaten ist diese Sicherheit dahin; es fielen größere Stücke aus der Decke und daher musste das Gotteshaus geschlossen werden. Und die Sommermusiken 2015 können nur deshalb stattfinden, weil ein Gerüst die Besucher schützt. Doch eine Lösung auf Dauer kann das nicht sein – entweder muss die Decke saniert oder die Kirche auch für die Musiker geschlossen werden.

    Die erste urkundliche Erwähnung des am nördlichen Stadtrand Berlins gelegenen Dorfes datiert aus dem Jahr 1270. Vermutlich in dieser Zeit – in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts – entstand auch diese Feldsteinkirche; in der Ostwand ist noch die bauzeitliche Dreifenstergruppe aus schmalen Lanzettfenstern erkennbar. Um 1700 wurden die anderen Fensteröffnungen vergrößert. Der neuromanische Turm aus gelben Klinkern mit der hohen Spitze wurde 1877/78 vorgesetzt.

    Der Innenraum besticht durch eine schöne, qualitätsvolle und einheitliche Barockausstattung, die nach Zerstörungen durch den Dreißigjährigen Krieg kurz nach 1700 geschaffen wurde, als das Patronat in den Händen der Familie von Brösigke lag. Besonders eindrucksvoll präsentiert sich der Altaraufsatz (Siehe Broschüre „Offene Kirchen 2015“: Die Taufe eines römischen Hauptmanns). Eine dreigeteilte Bildtafel und eine ovale bemalte Kupfertafel werden von einem breiten und äußerst kunstvoll gearbeiteten Akanthusschnitzwerk gerahmt. Die ovale Tafel in der Predella zeigt das letzte Abendmahl. Darüber sind Gemälde der Kreuzigung, des Jüngsten Gerichtes und einer Taufszene dargestellt. Bei letzterer handelt es sich, wie Sabine Stachat feststellte, um die selten dargestellte Taufe des römischen Hauptmanns Kornelius, die in der Apostelgeschichte beschrieben wird.

    An der Nordwand der Kirche steht die reich verzierte Kanzel, deren Aufgang in einem abgetrennten kleinen Raum, dem ehemaligen protestantischen Beichtstuhl, beginnt. Gegenüber befindet sich die prächtige Patronatsloge, die durch einen gesonderten Eingang über einen Anbau die sogenannte Veltheim-Kapelle betreten wurde. Gekrönt wird die Loge durch das von zwei Putten gehaltene prächtige Allianzwappen der Familien von Brösigke und von Bredow, das aus Anlass einer 1682 erfolgten Heirat zwischen Angehörigen der beiden Adelsfamilien entstand. Auch der Orgelprospekt auf der recht großen Empore zeigt noch barocke Formen, wenn sich hinter ihm auch ein pneumatisches Instrument der Firma Sauer aus dem Jahr 1899 befindet.

    Überwölbt wird der stimmige Innenraum von einer flachen Decke mit barocken Stuckprofilen. Und genau diese Kirchendecke ist derzeit das Problem – immer wieder waren Gipsbrocken herabgefallen. Als Notlösung für die Sommermusiken wurde zunächst erwogen, ein Netz zu spannen. Doch dazu hätte man Bolzen in den Putz treiben müssen, was aus Gründen des Denkmalschutzes unzulässig wäre. Also wurde im Mai Gerüst aufgestellt. Die Miete dafür kostet bis zum Herbst eine Menge Geld (5000 Euro, von denen der Freundeskreis 3000 Euro übernahm), doch die im Gerüst eingezogene Holzdecke hat einen Vorteil: Ein Architekt kann dort den Putz begutachten und eine Lösung für die Sanierung vorschlagen.

    Bereits in den vergangenen Jahren musste in der alten Dorfkirche allerhand instandgesetzt werden. So gab es im Jahre 2003 eine Schwammsanierung des Dachstuhls; damals gründete sich auch der Freundeskreis für die Dorfkirche, der seitdem emsig Spenden sammelt. Der Kirchturm mit seiner Haube, mit Kugel, Wetterfahne und Kreuz konnte 2009 bis 2010 saniert werden. Auch das prächtige Allianzwappen über der Patronatsloge ist bereits restauriert (Siehe Broschüre „Offene Kirchen 2008“: Barocke Heraldik). Als nächstes war ein Ersatz der Fenster geplant, um die Feuchtigkeit aus der Kirche zu kriegen, doch die Decke hat diese Planung vorerst durchkreuzt.

    Wieder einmal ist jetzt schnelle Hilfe notwendig! Mit den Sicherungsmaßnahmen können die Sommermusiken dieses Jahr stattfinden. Sollte eine Situation eintreten, dass die Kirche langfristig nicht mehr begehbar ist, will die Gemeinde mit den Veranstaltungen ins benachbarte Bergfelde ausweichen. Doch diese Kirche kann bei weitem nicht konkurrieren mit der Aura der Schönfließer Musik. Noch weiß man in Schönfließ jedoch nicht, wie die notwendigen Arbeiten finanziert werden sollen.


    Zum Weiterlesen:
    Märkische Allgemeine vom 01. August 2016: Umstrittene Reparatur der Dorfkirche
    Märkische Allgemeine vom 19. September 2016: In der Kirche ist der Wurm drin

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