Dorfkirche Warchau

Diese Kirche ist nicht offen.
Steckbrief
14789 Wusterwitz OT Warchau Potsdam-Mittelmark
Spätromanischer Feldsteinbau, Anfang 13. Jahrhundert, Fachwerkturm von 1727, Reste von Wandmalereien. Neugotischer Altaraufsatz, restauriertes Gemälde "Madonna mit schlafendem Kind" nach Guido Reni.
Förderverein Warchauer Dorfkirche (Taufkirche von Eberhard Bethge) e.V.
Dr. Eckhardt Hamann
Warchauer Dorfstraße 57
14789 Rosenau
033839 - 797 68
0151 - 5914 1093
pfp.hamann@gmail.com

Homepage des Fördervereins

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    Dorfkirche Warchau
    Dorfkirche des Monats Mai 2025

    Eine barocke Kanzel wird wieder heil
    Text: Hans Tödtmann

    Vom Kirchenschiff der romanischen Feldsteinkirche in Warchau sind die drei Prinzipalstücke Altar, Taufstein und Kanzel mit einem Blick zu erfassen. Der Apsisbogen wird durch den neogotischen Altar mit einem großen Kruzifix ausgefüllt. Unter dem Chorbogen steht der Taufstein zwischen Schiff und Chor. Das beherrschende Ausstattungsstück aber ist die Kanzel, ein um 1720 entstandenes Werk des Barock.
    Eine historische Innenansicht der Warchauer Kirche von etwa 1900 zeigt die Kanzel ohne die späteren Verluste. Der Kanzelkorb hängt wie ein Schwalbennest links vom Chorbogen an der Wand, so dass sich der predigende Pfarrer etwa auf halber Höhe zwischen Boden und Decke des Schiffs befindet. Der Prediger sollte auch von der Empore aus zu sehen und zu hören sein.
    Der Aufgang zur Kanzel beginnt links im Chor neben dem Patronatsgestühl. Eine mit dem Patronatswappen gezierte Tür führt zur Treppe. Neben der Tür befindet sich oberhalb der Brüstung ein Aufsatz aus durchbrochen geschnitztem Rankwerk. Vermutlich bestand hier die Möglichkeit zu der von Luther empfohlenen Ohrenbeichte. Das Treppengeländer ist mit floralen Schnitzereien dekoriert, die sich in der Brüstung des Kanzelkorbes fortsetzen. Eine geschnitzte Moses-Skulptur scheint den schweren Kanzelkorb auf dem Kopf zu tragen. Moses hält mit ausgebreiteten Armen die Tafeln mit den zehn Geboten.
    Über der Kanzel ist der wiederum mit Schnitzwerk reich verzierte Schalldeckel angebracht. In der Mitte der Untersicht des Schalldeckels befindet sich die Skulptur einer im Strahlenkranz herabfliegenden Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Auf dem oberen Rand des Schalldeckels sind kunstvoll geschnitzte Kartuschen mit christlichen Symbolen zu sehen: Der Kelch, das Kreuz, die Lanze und der Essigschwamm. Die Oberseite des Schalldeckels ist schließlich von einer Christus-Salvator-Skulptur bekrönt. Der Auferstandene hält die Fahne des Sieges über den Tod triumphierend in der rechten Hand.
    Der Förderverein Warchauer Dorfkirche gründete sich im Sommer 2021. Die Dorfkirche ist die Taufkirche von Eberhard Bethge, dem Versöhnungstheologen, Freund und Biographen Dietrich Bonhoeffers. Der Verein unterstützt organisatorisch Veranstaltungen der Kirchengemeinde, besonders den jährlichen Festvortrag zur Erinnerung an Bethge, und lädt die Dorfbewohner zu eigenen kulturellen und geselligen Veranstaltungen ein. Die Restaurierung der Kanzel ist das erste Projekt einer Reihe vom Verein konzipierter Vorhaben, die schrittweise die Restaurierung des Inneren der Kirche zum Ziel haben – mit Zustimmung, aber ohne finanzielle Unterstützung der Kirchengemeinde.
    Der Verein hat mit Bedacht die Kanzel als erstes Projekt gewählt: Die Schäden waren unübersehbar. Diebstahl und Vandalismus hatten in den 1970er-Jahren zum Verlust der Christus-Salvator-Skulptur und der Taube geführt. In mehreren Brüstungsfeldern fehlten die Blätterkränze und Moses stand mit leeren Händen da. Ein Teil der verloren geglaubten floralen Applikationen und die beiden Gesetzestafeln fanden sich allerdings in einem Karton auf dem Dachboden des Wusterwitzer Pfarrhauses wieder.
    Der Förderverein beauftragte den Restaurator Janko Barthold mit der Restaurierung der Kanzel. Die Arbeiten begannen im Herbst 2024. Es stellte sich heraus, dass die Kanzel von Anbeginn holzsichtig war. Reste einer Farbfassung wurden – ungewöhnlich für eine barocke Ausstattung – nicht gefunden. Gefunden wurden jedoch an hervorgehobenen Partien Bronzierungen.
    Zur Rekonstruktion der verlorenen Skulpturen zog der Restaurator den Holzbildhauer Igor Titov hinzu. Zum Glück ließ sich das historische Foto soweit vergrößern, dass der Bildhauer für die Christus-Figur eine ausreichende Vorlage zur Hand hatte. Er stellte im Februar 2025 seinen Entwurf der beiden Plastiken in Zeichnung und Modell vor. Am 25. Mai 2025 sollen die beiden Figuren eingeweiht werden. Superintendentin Ute Mertens wird dann zu ihrer Festpredigt als erste die Kanzel wieder betreten.

    Weitere Informationen:
    Adresse der Kirche: Warchauer Dorfstraße, 14789 Rosenau, OT Warchau
    Kirchengemeinde: Kirchspiel Wusterwitz-Bensdorf, Pfarrbereich Fläming-Fiener II, Tel. 033830 – 824646, regionalbuero@flaeming-fiener.ekmd.de
    Förderverein: Förderverein Warchauer Dorfkirche e.V., Dr. Eckardt Hamann, Tel. 033839-79768, pfp.hamann@gmail.com, https://kirchenbauverein-warchau.jimdosite.com/

    Spendenkonto: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg. e.V.,
    IBAN DE94 5206 0410 0003 9113 90, Verwendungszweck: Dorfkirche Warchau

    Ältere Informationen über die Dorfkirche Warchau

    Nach Warchau kommt der Besucher nicht zufällig. Von Brandenburg an der Havel nach Ziesar fahrend, gilt es hinter Wusterwitz auf eine unscheinbare Landstraße einzubiegen, bevor man nach etwa zwei Kilometern das Dorf erreicht. Bald hinter dem Ort beginnt dann schon Sachsen-Anhalt. Die erste urkundliche Erwähnung von „Warchowe“ geht auf das Jahr 1365 zurück. Seit 2001 ist Warchau ein Teil der neu formierten Gemeinde Rosenau.
    Am 28. August 1909 wurde in Warchau Eberhard Bethge, der enge Freund und spätere Biograph Dietrich Bonhoeffers, als Sohn des dortigen Pfarrers geboren. Nur knapp zwei Jahre später zog die Familie ins benachbarte Zitz, wo Eberhards Vater eine neue Pfarrstelle übernahm. An Warchau erinnerte sich Eberhard Bethge später in seiner Autobiographie hauptsächlich an die ungeliebten Besuche bei seinem Taufpaten, dem Rittergutsbesitzer und Kirchenpatron von Britzke, im Warchauer Herrenhaus. Aber, so Bethge: „Den Geburtsort wird man nicht los.“
    Die Warchauer Kirche ist ein vermutlich bereits aus dem Beginn des 13. Jahrhunderts stammender spätromanischer Feldsteinbau mit eingezogenem Chor und Apsis. Der bescheidene Fachwerkturm mit Zeltdach entstand 1727. Einige der kleinen romanischen Fenster und die südliche Priesterpforte sind noch im ursprünglichen (rundbogigen) Zustand erhalten, auf der Südseite jedoch wurden die meisten Öffnungen rechteckig vergrößert.
    Kirchenschiff und Chor besitzen flache Holzbalkendecken; zwischen beiden Räumen blieb der rundbogige Triumphbogen erhalten. Im Chor und in der Apsis finden sich umfangreichere Reste romanischer Wandmalerei, die im 19. Jahrhundert ergänzt wurde. Der schlichte neugotische Altaraufsatz kam um 1900 in die Kirche. Die hölzerne Kanzel, deren Korb von einer Mosesfigur getragen wird, entstand 1720. Leider wurden Verzierungen der Kanzel, die als besonders vorzüglich beschrieben werden, bei einem Kircheneinbruch im Jahr 1974 ebenso entwendet wie die Figuren eines mittelalterlichen Schnitzaltars, dessen Schrein an der Westempore befestigt ist. Ein hölzernes Epitaph mit einem Gemälde der Kreuzigung und der Familie der Entschlafenen erinnert an die 1716 verstorbene Maria Brietzke. Über ein italienisches Madonnengemälde, das heute über dem Nordeingang hängt, soll gleich noch berichtet werden.
    Die Apsis und der Apsisbogen sowie das darüber liegende Giebeldreieck des Chores sind akut sanierungsbedürftig; breite Risse ziehen sich durch das Mauerwerk. Immerhin konnte der Turm in den 1990er Jahren saniert werden. Der letzte hier stattfindende Gottesdienst liegt bereits etliche Jahre zurück. Einer Instandsetzung des Gotteshauses stand der Gemeindekirchenrat lange skeptisch gegenüber: „Wozu soll man eine Kirche für viel Geld sanieren, die dann in der Landschaft rumsteht ohne Bedeutung?“ hieß es.
    Doch inzwischen hat sich in Warchau einiges getan: Auf Initiative des Münsteraner emeritierten Pfarrers Günter Neuhaus fand aus Anlass des 100. Geburtstages von Eberhard Bethge eine Gedenkveranstaltung in der Kirche des benachbarten Dorfes Zitz statt. Anschließend wurde vor dem ehemaligen Pfarrhaus in Warchau, Bethges Geburtshaus, eine Erinnerungs-Stele enthüllt. Seitdem finden in Zitz jährlich Bethge-Tage statt – 2019 erstmals teilweise in Warchau mit der Enthüllung einer Tafel an die hier stattgefundene Taufe Eberhard Bethges.
    Anlässlich einer Exkursion des Förderkreises Alte Kirchen (FAK) lasen Altbischof Wolfgang Huber und seine Frau Kara im Fontane-Jahr 2019 hier aus einem seiner Romane. Der Regionalbetreuer des FAK für die Region, Hans Tödtmann, organisierte die Restaurierung des bereits erwähnten wertvollen Madonnengemäldes, das als Kopie eines Bildes des italienischen Renaissance-Malers Guido Reni (1575-1642) identifiziert werden konnte. Der Förderkreis konnte durch eine Spendenaktion einen wesentlichen Beitrag zur Finanzierung beisteuern. Nach seiner Rückkehr war das zuvor arg beschädigte Gemälde kaum wieder zu erkennen.
    Im Sommer dieses Jahres sollen nun, nach planerischen Vorarbeiten der Brandenburger Architektin Heidrun Fleege, erste Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten an der Apsis beginnen, wofür der Förderkreis Alte Kirchen wiederum einen Zuschuss zur Verfügung stellen konnte. Gewiss, dies ist erst der Anfang. Wir hoffen jedoch, dass weitere Schritte folgen, um diesen geschichtsträchtigen und kunsthistorisch wertvollen Ort zu erhalten und hoffentlich auch wieder zu einem lebendigen Ort der Gemeinde zu machen.