Dorfkirche Gnewikow

Beitragsbild: Konrad Mrusek - Dorfkirche Gnewikow

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Steckbrief
16818 Neuruppin OT Gnewikow Ostprignitz-Ruppin
Feldsteinbau (A. 16. Jh.) mit einheitlicher Renaissance-Ausstattung Mai bis Okt. Besichtigung Mo bis Fr 9 - 11 Uhr und 13 - 17 Uhr über Herrn Schwarzkopf, Gutsstr. 15 B, Tel. 03391-650032, Sa u. So 10 - 11.30 Uhr und 13 - 17 Uhr über Frau Gleitsmann, Gutsstr. 41, Tel. 03391-651336, oder Frau Siebmann, An der Brennerei 2, Tel. 03391-398609
Förderverein Dorfkirche Gnewikow e.V.
Sieglinde Siebmann
An der Brennerei 2
16818 Gnewikow
Tel. 0 33 91 - 39 86 09

Homepage des Fördervereins Dorfkirche Gnewikow

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    Dorfkirche Gnewikow
    Dorfkirche des Monats Februar 2006, Oktober 2025

    Von Konrad Mrusek:
    Sieglinde Siebmann, die Vorsitzende des Fördervereins Dorfkirche Gnewikow, hat in den letzten zwei Jahrzehnten mehrfach am Sinn ihres Tuns gezweifelt. Denn jahrelang ging es nicht voran in Gnewikow: Die Dorfkirche mit ihrem lädierten Turm blieb ein trauriger Anblick. Er wurde vor etlichen Jahren durch Blitze und Stürme so beschädigt, dass nicht einmal die neue Wetterfahne montiert werden konnte, die der Verein aus Spendenmitteln herstellen ließ.
    Doch nun sprüht die ehemalige Bürgermeisterin des Dorfes am Ostufer des Ruppiner Sees geradezu vor Optimismus. Denn es geht endlich los mit der lang erwarteten Sanierung des kleinen, flachgedeckten Saalbaus aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Das Gerüst steht seit dem Sommer, und in einem ersten Bau-Abschnitt werden Turm und das angrenzende Dach repariert. Es ist sogar vorgesehen, den Turm so zu gestalten, wie er einst von Theodor Fontane in einer kleinen Zeichnung skizziert wurde: Ganz oben eine Deckung mit Holzschindeln und erst darunter Biberschwanzziegel. In seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg pries Fontane diese Kirche als eine besondere Zierde des Ruppiner Sees. Dies ist sie bis heute geblieben, auch wenn das Bild des Dorfes sich sehr veränderte. So wurde etwa das Gutshaus nebenan, das einst der Familie von Woldeck gehörte, modernisiert und zu einem Jugenddorf umgestaltet. An der östlichen Seite des Kirchhofs findet man noch heute den verwitterten Grabstein des Rittmeisters Georg von Woldeck (1667-1735). Schon Fontane notierte, dass dieser Grabstein schwer zu entziffern sei. Der erste Bauabschnitt, an dem sich auch der Förderkreis beteiligt, soll 274.000 Euro kosten. Es wird indes schon Geld akquiriert für die zweite Etappe, weil nur damit die Kirche als langfristig gesichert gelten kann. Mit der Sanierung ging es 2024 erst dann voran, als zusätzlich zum Förderverein sich in großartiger Weise Ute Feuerstack engagierte, die wegen einer Krankheit vorzeitig pensionierte Pfarrerin aus dem nahen Wustrau. Gnewikow ist Teil des Pfarrsprengels Protzen-Wustrau-Radensleben, zu dem nicht weniger als elf Kirchen gehören. Daher gab es zeitweise die Befürchtung, dass die Landeskirche das Gotteshaus in Gnewikow nicht unbedingt erhalten wolle, zumal im nur drei Kilometer entfernten Karwe schon die nächste, gut erhaltene Kirche steht.
    Trotz der langen Phase der Frustration hat der Förderverein mit seinen 24 Mitgliedern sich nicht entmutigen lassen, sondern aus eigenen Mitteln zumindest die Fenster erneuern lassen. Er ließ sich auch vieles einfallen, um Interesse für die Kirche zu wecken und Geld zu sammeln. Man veranstaltete Konzerte, zeigte Filme und organisierte saisonale Märkte. Auch wurde ein Taler aus Ton gefertigt, der unter anderem im Fontane-Laden in Neuruppin für 10 Euro verkauft wird. Jeden ersten Sonntag in den Monaten zwischen Mai und September, wenn die Kirche offen ist, gibt es ein Schönwetter-Cafè. Dann werden mehrere Kuchen gebacken. Mitunter sind es bis zu 60 Besucher, berichtet Sieglinde Siebmann, die dem Verein zwischen 300 und 600 Euro an Einnahmen bescheren. Denn Gnewikow wird gerne von Radlern aufgesucht, weil der Rundkurs um den Ruppiner See eine wunderschöne Tagestour ist. Der Beginn der Sanierung hat den Verein auch animiert, eine neue Website zu schaffen. Spenden können nun sogar über Paypal gezahlt werden.

    Weitere Informationen:
    Adresse der Kirche: Dorfstraße, 16818 Gnewikow
    Evangelische Gesamtkirchengemeinde Protzen-Wustrau-Radensleben, Zietenstraße 6, 16818 Wustrau, Tel. 033925-70254, https://www.kirche-wittstock-ruppin.de/gemeindeseiten/evang-gesamtkirchengemeinde-prowura/gemeinde.html
    Förderverein Dorfkirche Gnewikow e.V., Vorsitzende Sieglinde Siebmann, Tel. 033913-98609 www.dorfkirche-gnewikow.de
    Tourismus-Information: Gnewikow liegt auf einer schönen Radroute rund um den Ruppiner See.
    Spendenkonto: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
    Evangelische Bank – IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90
    Verwendungszweck: Dorfkirche Gnewikow

    Historischer Text von 2006


    Auf seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg kam auch Theodor Fontane – im Juli 1859 – hierher. „Gnewikow, Karwe und Wustrau sind Rittergüter.“ schreibt er anlässlich eines Spaziergangs um den Ruppiner See.
    Während er in Wustrau auf den Spuren des alten Zieten wandelt und in Karwe der Familie Knesebeck gedenkt, kommt Gnewikow nur am Rande vor. Immerhin fällt sein Urteil nicht unfreundlich aus: „Das erstere tritt aus dem Schilf- und Waldufer am deutlichsten hervor und ist mit seinem Kirchturm und seinen Bauernhäusern eine besondere Zierde des Sees.“ Die Kirche in Gnewikow hat Fontane denn auch in einer flüchtigen Bleistiftskizze festgehalten.
    Irgendwie scheint das Gebäude auf dieser Zeichnung etwas hilf- und schutzlos zwischen den Bäumen zu stehen. Und ein ähnlicher Eindruck vermittelt sich auch dem Besucher von heute. Massive Bauprobleme sind auf den ersten Blick nicht auszumachen und doch weiß man sofort: Eine umfassende Sanierung wäre mal wieder dran.
    Als der spätgotische Saalbau am Beginn des 16. Jahrhunderts entstand, war die Technik des exakten Feldsteinbaus bereits vergessen. Das Mischmauerwerk der Gnewikower Kirche besteht aus unregelmäßigem Feldsteinmaterial und reichlich Ziegelbruch. An den Resten des barocken Außenputzes ist zu erkennen, dass durch Ritzungen eine regelmäßige Steinquaderung vorgetäuscht wurde, die es so nie gab. Auch beim mehrmaligen Umdecken des Kirchdaches war Sparsamkeit angesagt. Zwischen verschiedenen anderen Dachsteinen blieben etliche der recht großen, zugespitzten Biberschwanzziegel erhalten, die vielleicht sogar noch aus der Bauzeit stammen.
    Der Innenraum wirkt ebenso bescheiden, hat dabei aber durchaus etwas Anziehendes. Aus vorreformatorischer Zeit haben sich neben der Sakramentsnische in der Nordwand des Chorraumes auch Reste der ursprünglichen ornamentalen Wandmalerei erhalten. Der zweigeschossige Altaraufbau aus dem 17. Jahrhundert zeigt Ölgemälde des Abendmahls und der Kreuzigung. Links davon steht die Kanzel mit Brüstungsbildern von Christus und den Evangelisten. Einige in der Kirche verbliebene Holzpfeifen lassen ahnen, dass auf der Westempore einst eine Orgel stand. Wann sie verschwunden ist, weiß im Dorf keiner mehr zu sagen.
    Nachdem in Gnewikow lange Zeit keine Gottesdienste mehr gefeiert wurden, gibt es nun wieder etwas Hoffnung für die Kirche. Ein Förderverein hat erste Konzerte veranstaltet und hält die Kirche an den Sommerwochenenden für Touristen geöffnet. Auch Pfarrerin Rose Möllhoff-Mylius aus Wustrau, seit etwa einem Jahr für Gnewikow zuständig, möchte das Schattendasein des Gotteshauses beenden.
    Der Förderkreis Alte Kirchen konnte jetzt einen Bauingenieur vermitteln, der für sein Zusatzstudium der Bauwerkserhaltung ein Thema für die Masterarbeit suchte. Hagen Schmaler war von der Gnewikower Kirche sofort begeistert. Er wird kostenfrei eine umfassende Schadensanalyse und ein Sanierungskonzept erarbeiten. Danach wird es möglich sein, Einzelschritte für eine langfristige Sanierung festzulegen, damit die Gnewikower Kirche wieder zu einer „Zierde des [Ruppiner] Sees“ wird.


    Zum Weiterlesen:
    Märkische Allgemeine vom 22. August 2007: Zwei Kirchen sind zu viel
    Mitteilungsblatt Dezember 2007: Eigeninitiative und Selbstvertrauen oder Hoffnung auf einen Mäzen?
    Märkische Allgemeine vom 26. Mai 2008: Gnewikows Kirche ist viel älter
    Märkische Allgemeine vom 25. Juli 2009: Gnewikower wollen ihre marode Kirche retten
    Märkische Allgemeine vom 14. September 2009: Gnewikower Förderverein will noch in diesem Jahr mit Rettungsmaßnahmen an der Kirche beginnen
    Märkische Allgemeine vom 03. November 2009: Der Sockel der Gnewikower Dorfkirche muss dringend repariert werden
    Märkische Allgemeine vom 18. Mai 2011: Mehr ins Licht der Öffentlichkeit
    Märkische Allgemeine vom 01. August 2011: Fest für ein Sorgenkind
    Märkische Allgemeine vom 22. März 2016: Gnewikow: Tauziehen um Kirchensanierung
    Mitteilungsblatt Dezember 2018: Das Werbe-Banner hilft nicht viel