Das Kulturerbe Kirche ist für alle da

Mit dem FAK und dem Dombauverein unterwegs auf dem Barnim

Können Sie sich noch erinnern? Der Wetterbericht in den Medien endete am 30. August allenthalben mit den Worten: Genießen Sie am morgigen Samstag den letzten heißen Sommertag.

Und so war es auch: Bei strahlendem Sonnenschein bestiegen die Teilnehmer der Exkursion des Förderkreises Alte Kirchen und des Dombauvereins ihren Bus zum Reiseziel „Kirchen auf dem Barnim“. Dieser Landkreis ist eine eiszeitlich gebildete Hochfläche und gleichzeitig eine Landschaft im mittleren und nordöstlichen Brandenburg und im Nordosten Berlins.

Die erste Station unserer Tour barg gleich ein Highlight. Ein mächtiger Fachwerkturm prägte das äußere Bild der Dorfkirche Prenden. Im Jahre 1704 entstanden, beherbergt er im Inneren einen imposanten Glockenturm mit der „Sparrenglocke“, ein kleines Heimatmuseum und eine mechanische Einzeigeruhr von 1704. Der Ort Prenden  – heute Ortsteil von Wandlitz – ist eng mit der Familie derer von Sparr verknüpft. Der bekannteste von ihnen ist Otto Christoph von Sparr, der erste brandenburgische Feldmarschall unter dem Großen Kurfürsten.

Von 1998 bis 2002 wurde die Saalkirche komplett saniert. Der 1998 gegründete Förderverein Dorfkirche Prenden unterstützte nicht nur die Baumaßnahmen, sondern nahm gleichzeitig Einfluss auf eine – neben der religiösen – auch kulturelle Nutzung.

Heute können die Besucher die reiche Innenausstattung der Kirche u.a. mit dem sehenswerten Renaissance-Altar von 1611 bewundern, der im 18. Jahrhundert zum Kanzelaltar umgebaut wurde, sich an zeitgenössischer Kunst im Kirchenschiff erfreuen und musikalischen Darbietungen lauschen. So lebt und bleibt die Kirche im Dorf.

Leider gelingt es noch nicht überall, dieses reiche Kulturgut zu erhalten. In Sydow, der zweiten Station unserer Exkursion, ist die Dorfkirche zwar in den 90er Jahren instandgesetzt worden, fristet aber ein Dornröschendasein. Die verrottende Kirchturmspitze neben dem mittelalterlichen Feldsteinbau legt ein beredtes Zeugnis ab: Für diese Kirche gibt es keine Idee einer Nutzung. 

Was soll aus den historischen Bauten mit ihren wertvollen Ausstattungen werden, die in vielen Orten nicht nur in Brandenburg auf ihre Auferstehung hoffen? Die Lösung dieser Fragen wird zunehmend drängender. Stiftungen, Fördervereine und Förderkreise wie der FAK geben dabei vielfältige Anregungen und tatkräftige Hilfe.

Altar der Biesenthaler Kirche Foto: Sigreid Riesberg

Lichtdurchflutet empfing uns die Evangelische Stadtpfarrkirche in Biesenthal. Ihre Anfänge datieren aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Nach einem verheerenden Brand wurde sie von 1763 bis 1767 wieder aufgebaut. Sein Alter sieht man dem Gotteshaus mit seiner spätbarocken Fassade, in die Reste der alten Feldsteinkirche eingebettet sind, nicht an. Nachdem vor 20 Jahren weit zurückreichende Baumängel gravierend hervorgetreten waren, bemühte sich die Kirchengemeinde um eine denkmalgerechte Sanierung der gesamten Bauhülle. Und es gelang im Zusammenwirken vieler Geldgeber, Spender und aktiver Helfer, kann Pfarrer Christoph Brust stolz verkünden. Heute erfreut sich nicht nur die Christgemeinde an dem eindrucksvollen barocken Kanzelaltar, lauscht der prächtig klingenden Orgel von Ferdinand Dinse, einem Sohn der Stadt. Neben den sonntäglichen Gottesdiensten gibt es zahlreiche kulturelle Veranstaltungen. „Ein Höhepunkt war Ende August der Auftritt unseres seit 40 Jahren bestehenden  Posaunenchores“, so Pfarrer Brust.

Er begrüßte uns auch in der Dorfkirche Rüdnitz, in der ein frischer Geruch nach Zement und Farbe gleich Zeugnis ablegt von den seit vier Jahren anstehenden Sanierungsarbeiten, die sich nun dem Ende nähern. Die denkmalgerechte Instandsetzung umfasste die Holzkonstruktion, Dachstuhl und Dach sowie die Fassade und die Restaurierung des Chores. Bauherr war die Rüdnitzer  Kirchengemeinde. Natürlich konnte sie die Kosten von rund 670 000 Euro nicht alleine aufbringen. Auch hier halfen die Mitglieder des Fördervereins und viele Spender. Unterstützung gab es auch vom Land und der Landeskirche.

Um 1250 wurde diese frühgotische Feldsteinkirche errichtet. Hell und farbenfroh präsentiert sich der Flügelaltar von 1560 mit seinen gotischen Schnitzfiguren. Ungewöhnlich ist die farbig gefasste Sandsteinkanzel aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.

Ländliche Regionen prägende Dorfkirchen mit kunsthistorisch wertvollen Ausstattungen haben wir gesehen. Doch der Höhepunkt der Exkursion stand noch bevor: die 500 Jahre alte Stadtpfarrkirche St. Marien in Bernau. Begrüßt wurden wir von Pfarrerin Constanze Werstat und KMD Britta Euler mit einem kleinen Konzert an der Voigt-Orgel von 1989. Übrigens gab es für die Restaurierung der Prospektfiguren an der früheren Schererorgel von 1572 umfangreiche Fördermittel vom FAK.

Klangvoll schwingen die Töne durch den spätgotischen Backsteinbau, an dessen reichhaltiger Ausstattung vom Mittelalter bis in die Neuzeit man sich gar nicht sattsehen kann. Stellvertretend seien hier nur genannt der dreiflügelige gotische Schnitzaltar um 1520 mit Predella-Gemälde aus der Werkstatt Lucas Cranachs d. Ä., Sakramentshaus und Triumphkreuzgruppe, Emporenbilderzyklus und mittelalterliche Wandmalereien. Diesen unermesslichen Schatz aufzunehmen und zu würdigen, dazu bedarf es eines weiteren ausführlichen Besuches.

Dieser herrliche Sommertag sollte abgeschlossen werden mit einem Abstecher in eine Dorfkirche des Pfarrsprengels Altlandsberg. In Wegendorf im Märkisch-Oderland steht eine 800jährige Feldsteinkirche, die sich in einem guten Zustand präsentiert. Zu danken ist das auch dem seit zehn Jahren bestehenden Förderverein, der die Anstrengungen der Kirchengemeinde zur Pflege und Erhaltung des Kulturgutes Kirche vielfältig unterstützt und das Gemeinschaftsgefühl im Dorf stärkt. Auch in den kommenden Jahrzehnte  – das bewies diese Exkursion – können und sollten die Kirchen uns Heimat sein.

Bärbel Möricke

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