Ein Förderverein startet durch
Döberitz (Havelland) – Von der sanierten Kirche zum Musik- und Kunstzentrum der Region
Das Ende der Restaurierungsarbeiten an der Dorfkirche Döberitz fiel 2020 in die Zeit der corona-bedingten Einschränkungen. In den rund drei Jahren zuvor wurde der neuromantische Backsteinbau der Stüler-Schule aus der Mitte des 19. Jahrhunderts umfassend saniert. Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. beteiligte sich an der Finanzierung. Seit vielen Jahren begleitete der Förderverein für den Erhalt der Kirche Döberitz e.V. diesen Prozess sehr aktiv. Die besondere Stille des Kirchenortes wurde in diesem Konzept für die Installation eines Tonstudios genutzt, inzwischen fanden auch bereits Konzertmitschnitte statt. In dieser Zeit entstanden auch etliche Kooperationen, die heute Früchte tragen. Der langjährige Pfarrer stand vor dem verdienten Ruhestand und das Vereinsziel war in baulicher Hinsicht erreicht.
Die evangelische Kirchengemeinde nutzt das Gebäude weiterhin für Gottesdienste und gemeindliche Aktivitäten. Aber die Möglichkeiten des Gebäudes könnten viel stärker genutzt werden – nur wie und vor allem mit wem?
Nach den baubedingten Einschränkungen konnte der Verein im Jahr 2021 „so ganz zaghaft und coronabedingt vorsichtig“ (Zitat Silke Ebner, Vorstandsvorsitzende) mit Veranstaltungen starten: drei Konzerte und eine Lesung wurden wieder angeboten. 2021 war auch das Jahr personeller Veränderungen. Silke Ebner wurde zur Vorstandsvorsitzenden des Fördervereins gewählt. Damals eröffnete unter der Empore der Kirche eine kleine Bibliothek, die von der Kreisbibliothek zur Ausleihe bestückt wurde. Sie ist bis heute jeden Samstag von 16–17 Uhr geöffnet. Inzwischen sind es zehn Frauen, die sich regelmäßig diese Zeiten teilen, es kommen fast immer Leute zum Bücher suchen, entleihen oder einfach nur zum Reden und Kaffee trinken. Im Jahr 2022 wurden die Bemühungen um die Nutzung der Kirche intensiviert. Der Verein lud alle Künstler ein, die vor den Baumaßnahmen der Kirche mit Benefizkonzerten und den daraus generierten Spenden zur Finanzierung der Sanierung beigetragen hatten. Das ergab ein volles Konzert-Programm von Mai bis Oktober, u.a. mit der Musikschule (Musikschulen öffnen Kirchen), Laurin Katharina Singer, Sebastian Pietsch, Fairschärft und Jazzocrazz. In diesem Flow ging das Konzertjahr 2023 weiter. Zur Adventszeit kam in beiden Jahren Herr Marcell Fladerer Armbrecht mit den Brandenburger Dombläsern. Doch nicht nur die musikalischen Gäste kamen auf ihre Kosten. Die Kirche beherbergte seither fünf Ausstellungen, z. B. beteiligte man sich 2023 erstmalig am Tag des offenen Ateliers im Land Brandenburg. Eine gute Gelegenheit war es, die Kirche zum Dorffest mit einer Ausstellungseröffnung zu öffnen. Rund um die Bibliotheksöffnung werden immer wieder kleinere Veranstaltungen angeboten. Dazu gehören Märchen-Erzählstunden auf der Empore, gemeinsames Singen, verschiedene Lesungen oder Bastelnachmittage. Der Verein beteiligt sich an überregionalen Aktivitäten, wie dem Welttag des Buches im April, dem bundesdeutschen Vorlesetag im November, der langen Nacht der offenen Kirchen am Pfingstsonntag, der Fete de la musique und natürlich am Tag des offenen Denkmals. 2024 geht es mit unverändert großem Elan weiter. So wurde bereits ein Kurzvideo gedreht; die Idee entstand aus einer Meldung auf der Homepage des Förderkreises Alte Kirchen „Unterwegs in Brandenburg – Kirchen entlang der Havel“. Auch in den sozialen Medien kann man tagesaktuell die Aktivitäten verfolgen. Die Dorfkirche hat sich inzwischen unter dem Namen „Musik- und Kunstzentrum“ einen Namen gemacht und ist fest in der Region verankert.
Andreas Flender