Neuer Kirchwanderweg im Hohen Fläming
Bad Belzig – Borne – Bergholz
Es ist nicht immer leicht, die Hüter oder Hüterinnen der Dorfkirchen zu gewinnen, ihre Kirchen in den Sommermonaten für Wandergruppen und Einzelpersonen zu öffnen. Es müssen Ängste überwunden werden, ihre Kirchen könnten Schaden nehmen und wie ist es versicherungstechnisch bei Schäden? Meistens lautet dann der Hinweis: Sie können ja anrufen, aber wer macht das schon, wenn er vor verschlossener Tür steht? Dies schreckt Wanderer eher ab. Nun denn, mit dem neuen „Kirchwanderweg 3“ der Evangelischen Sportarbeit Berlin-Brandenburg konnten wieder Kirchengemeinden dazu gewonnen werden, die ihre Kirchentüren offen halten.

Dieser Kirchwanderweg, der auch gut mit dem Fahrrad erfahren werden kann, hat seine besonderen Reize aufgrund der Kunst und Baukunst am Wege. Vom Fläming-Bahnhof Bad Belzig startend geht es den Kunstwanderweg entlang zur ersten Station, der Briccius-Kirche vor der Burg Eisenhardt. Am Weg dorthin stehen das Kunstwerk „Axis Mundi 2“ und es kann das Museum für den Künstler Roger Loewig im Schweizer-Haus besichtigt werden. Der Künstler hat Kirchen der Region gezeichnet, u.a. auch die Kirche in Bergholz. Die Briccius-Kirche in Bad Belzig ist eine schöne kleine Kirche, die auch Ausgangspunkt des innerstädtischen ökumenischen Kirchwanderwegs 2 ist. Pfarrer Albert Baur (Prediger in Belzig von 1836–82) hatte die malerische Ausgestaltung an Altar und Kanzel veranlasst und „seine“ Kirche zeich-nerisch festgehalten. Die Kirche entstand, als die Kapelle St. Katharinen in der Burg Eisenhardt für die Siedler zu klein wurde, die sich im Schatten der Burg ansiedelten. Die Siedler kamen aus Flamen in Bel-gien und gaben der Region ihren Namen „Fläming“. Ihre Kirche widmeten sie dem Heiligen aus ihrer Heimat, Briccius. Ein Abstecher in die Burg lohnt sich und man kann einen Blick in die freigelegte Kapelle St. Katharinen werfen.
Auf dem Kunstwanderweg geht es weiter, vorbei an Kunstwerken heimischer und belgischer Künstler zur Borner Kirche. Die Kirche in Borne ist vermutlich die älteste Feldsteinkirche im Fläming. Erhalten sind Wandmalereien am Torbogen zur Apsis. Der Altaraufsatz stammt aus dem Jahre 1713 und zeigt das Gemälde „Abendmahl, Kreuzesabnahme und Grablegung“. Die Kirche ist eine spätromanische Saalkirche. Über den Westgiebel ist ein Fachwerkdachturm mit geschweifter Haube und achteckiger Laterne aufgebaut. Dieser Dachturm ist in die Jahre gekommen und bedarf einer Restaurierung, für die die Kirchengemeinde Geld sammelt, wie jüngst mit einem Benefizkonzert. In Borne lebte lange Zeit der Künstler Victor Bisquolm, der mit dem Kunstwerk „Steinschlange“ auf dem Kunstwanderweg präsent ist.
Am Weg zur letzten Station, der Kirche in Bergholz, steht auf dem Mühlenberg die Bockwindmühle. 1803 erbaut, wurde hier Getreide gemahlen. Sie war noch bis 1958 in Betrieb. 1970 wurde sie umfangreich saniert und seit 2012 sind die Flügel wieder funktionsfähig. Zu Pfingsten, am Mühlentag, ist die Mühle zugängig und man kann auch Führungen über das Tourismusbüro buchen. Ansonsten informieren Tafeln über die Mühle und ihre Funktionsweise.
Will man nicht zurück zum Wanderweg Tk 31, dann kann man ca. einen Kilometer über die Landstraße nach Bergholz gehen. Indessen führt der ausgeschilderte Wanderweg in einem Bogen durch Felder ca. 2,5 Kilometer nach Bergholz zur Feldsteinkirche. Im Jahr 2024 wurde die Dachsanierung der Kirche mit finanzieller Unterstützung des Fördervereins Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. abgeschlossen. Im Gegensatz zur Borner Kirche war die Kirche in Bergholz schon länger eine „Offene Kirche“. Durch den Kirchwanderweg 3 erhofft sich die Gemeinde eine höhere Besucherzahl, weil dieser Weg nicht nur für Wanderer, sondern auch für Fahrradfahrer interessant ist.
Der Dichter und Zeichner Roger Loewig hielt die Kirche mit dem mächtigen Turm zeichnerisch fest. Der wuchtige Turm wurde nach einem Teileinsturz mit zwei schrägen Stützmauern verstärkt und diente den Dörflern als Schutzraum. Im Innern der Kirche stammt der Altaraufsatz aus der Zeit um das Jahr 1700 und zeigt die Kreuzigung Jesu. Darunter ist das Abendmahl dargestellt. Die hölzerne Kanzel wurde Ende des 17. Jahrhunderts errichtet. Die Orgel schuf Wilhelm Baer 1865.
Der neue Wanderweg gibt herrliche Blicke auf Stadt und Land frei. Man kann die Natur genießen, sich mit Kunst auseinandersetzen und Ruhe finden in den Kirchen und auf diesem Weg. Der Wanderweg wird vom Arbeitskreis Kirche und Sport BerlinBrandenburg gefördert. Die Wanderabteilung in der Evangelischen Sportarbeit Berlin-Brandenburg bemüht sich, Kirchwanderwege zu erschließen, um Wanderern die Schönheit der Dorfkirchen zu zeigen und an das Anliegen zu erinnern, dass mit den Kirchen und ihrer Ausstattung Gott Ehre erwiesen werden soll.
Wie für die Kirchwanderwege 1 und 2 gibt es auch für den Kirchwanderweg 3 einen Flyer, auf denen Felder für Erinnerungsstempel vermerkt sind, die es in jeder Kirche gibt. Die Flyer liegen am Bahnhof, den Kirchen und im Tourismusbüro aus.
Klaus Pomp
TOURIST-INFO
Marktplatz 1
14806 Bad Belzig
Telefon 033841 94900
tourist.information@bad-belzig.de
Offene Kirchen am Wanderweg
von April-Oktober, 11-17 Uhr
