Die Dorfkirche in Jeserig

Geschichte und Geschichten, die sie uns erzählt

Mit dem Rad bin ich viele Jahre gern und oft durch die Dörfer in unserem Landstrich gefahren, auch fernab der Verbindungsstraßen zwischen den Orten. Egal, ob ein einfacher Sandweg, ein Betonplattenweg oder eine asphaltierte Straße: Erst querfeldein, dann durch die unterschiedlichsten Orte und dann wieder über helle, trockene, staubige und immer sonnenbeschienene Wege oder Straßen und Sandpfade durch die Kiefernwälder. Ich erlebte eine solche Unbeschwertheit. Es lohnt sich genauer hinzusehen, staunend, bewusst die Umgebung, die landschaftlichen Unterschiede zwischen den leicht hügligen Strukturen des Flämings und der flachen Landschaft der Zauche, des Brück-Baruther Urstromtales, wahrzunehmen und zu genießen. Der Himmel ist hier gefühlt höher und die Luft reiner.

Natürlich gehört die Verschiedenheit der Kirchengebäude, diese einmaligen kulturhistorischen Schätze aus unserer Vergangenheit, zu fast jedem Dorf in unserer neuen Kirchengemeinde, außer Niebelhorst. Diese nehmen mich gedanklich mit in die vergangenen Jahrhunderte unserer Dörfer. In einer Broschüre der Evangelischen Kirche aus Oberfranken heißt es: „Kirchen – Ihre Mauern atmen Glauben und Zweifel, Trauer und Zuversicht, Glück und Leid von Generationen zu Generation, bis heute.“ Sie sagen uns auch: Verliere nicht den Mut. Unsere Dorfkirchen sind weithin sichtbare markante geschichtliche Zeugnisse. Über 700, 800 Jahre haben sie den baulichen, den gesellschaftlichen, den demografischen Veränderungen getrotzt. Sie gaben den vielen Generationen auch das Gefühl, dass die Welt eigentlich ein sicherer Ort ist. Sie sind immer noch unnachahmlich schön. Jede einzelne, jede auf ihre besondere Art, in der Stadt und in unseren Dörfern. Seit dem 01. Januar 2024 gehört auch die Kirche des Fläming-Dorfes Jeserig aus dem ehemaligen Pfarrsprengel Schlalach zur Gesamtkirchengemeinde Zauche-Nieplitz.

Jeseriger Altar

Ein sonniger Vormittag. Ich bin mit Frau Argow an der Jeseriger Dorfkirche verabredet. Anders, als in den meisten Dörfern, liegt die Kirche hier nicht in der Dorfmitte. Sie liegt rechts an der Straße aus Niederwerbig kommend. In diesem Bereich ist der Kirchhof mit einer Feldsteinmauer von der Straße getrennt. Umschlossen sind die anderen Seiten des Kirchhofes von weiteren Grundstücken.

Der Kirchhof ist auch der Friedhof des Ortes. Baubeginn dieser mittelalterlichen rechteckigen Kirche aus Feldsteinen war bereits zum Ende des 14. Jahrhunderts. In den diversen vorhandenen Unterlagen ist diese Zeit durch die Form und Verwendung von Backsteinen und die Qualität des Mauerwerks bestimmt worden. Solche Hinweise bilden die Grundlage für die Findung des Baubeginns eines Gebäudes. Die Kirche aus gespaltenen Feldsteinen ist von Ost nach West ausgerichtet. Die vier Ecken der Kirche bestehen aus Backstein. An der Nordseite der Kirche befinden sich die beiden Zugänge. Links, der Eingang für die Kirchengemeinde, rechts, der Zugang für den Pfarrer. Man entdeckt den erfolgten Umbau vor einigen Jahrhunderten über den Eingängen des Gotteshauses. Er erfolgte im Jahre 1724. Die vorhandenen Fenster wurden vergrößert. Die ursprüngliche Fensterform und Größe sind an den beiden zugemauerten Fenstern auf der östlichen Seite des Gebäudes erkennbar.

Der Eingangsbereich zum Gotteshaus wurde während dieser Zeit ebenfalls verändert. Der an der massiven Westwand der Kirche aufgesetzte quadratische Glockenturm ist mit einem Pyramidendach versehen. Teilweise ist der Turm im oberen Bereich mit Holz verkleidet. Die Schallöffnungen des Turms zeigen in die drei Richtungen des Dorfes. Der Turm wurde 1850 erneuert. Seinen Abschluss bilden eine Kugel und eine Wetterfahne. 600 Kilogramm wiegt die verbliebene bronzene Glocke aus dem Jahre 1623 im Inneren des Turms. 1917 mussten die anderen beiden bronzenen Kirchenglocken der Rüstungsindustrie zur Verfügung gestellt werden.

Was wird mir von diesem Ausflug in Erinnerung bleiben? Die Feldsteine als meist verwendetes Baumaterial, das Kruzifix auf dem Altar und die Gemeinschaft der Menschen, die vor Ort in Jeserig/Niederwerbig das christliche Zusammenleben prägen.

Günter Kausmann

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