Die Gadower Kirche

… und wie sich die Türen wieder öffneten

Die Kirche zu Gadow, seit 2003 ein Ortsteil von Wittstock/Dosse (Ostprignitz-Ruppin) wurde im Jahre1689 errichtet und im Jahr 1863 vergrößert und eingeweiht.

Blick vom Altar

Sie hat im vergangenen Jahrhundert so einiges erlebt: Zwei Weltkriege und danach bewegte Zeiten. Aber auch eine Stille zog in die Mauern der Kirche zu Gadow ein. Nach einer Hochzeit am 12. Mai 1979, als das Brautpaar mit seiner Gesellschaft die Kirche verließ, schlossen sich die Kirchentüren für lange Zeit. Ein junges Paar, das 1981 den Wunsch äußerte, hier vermählt zu werden, wurde ins benachbarte Dossow verwiesen und ließ sich dann nicht kirchlich trauen. Die Gottesdienste und Bibelstunden fanden nun im Gemeinderaum im Pfarrhaus nebenan statt. Die Orgel wurde schweren Herzens ins Orgelmuseum nach Malchow gebracht. Dort wurde sie repariert und saniert. Die geschlossene Kirche zog abfallenden Putz, kaputte Fenster und aus dem Mauerwerk wachsende Birken nach sich. Viele Baustellen taten sich in der Zeit auf.

Der Zustand der Gadower Kirche war für viele Gadower Augen schwer mit anzusehen. Der kirchliche Singekreis, in dem sich viele Frauen aus Gadow trafen, sprach mit dem Chorleiter Merten, der auch der amtierende Pfarrer war: „Wie schön sehen die anderen Kirchen aus und unsere ist gesperrt!“ Daraufhin antwortete Pfarrer Merten: „Aber sie ist ja gar nicht gesperrt!“ Und die Frauen sagten entschlossen: „Wenn das so ist, Herr Pfarrer, dann räumen wir jetzt auf!“

Und so wurden die Türen der Kirche wieder geöffnet und die Stille hinausgekehrt. Mit ihr zahlreiche Schuttberge. Fleißige Hände regten sich in allen Ecken. So begann im Jahr 2002 das große Aufräumen.

Die Kirche wurde daraufhin nun in die Protestwanderungen der Freien Heide mit einbezogen. Die erste Spendensammlung erfolgte im gleichen Jahr und brachte die ersten 700 Euro in die Kasse.

Der Förderkreis Alte Kirchen Berlin- Brandenburg gab die Idee, wie man jetzt weiter verfahren könnte. 2004 gründete sich der Förderverein Dorfkirche Gadow e.V. Der Förderkreis Alte Kirchen vermittelte Studenten, die mit ihren Diplomarbeiten Bestandsaufnahmen der Kirche anfertigten, die für die Erstellung eines Sanierungskonzeptes dringend benötigt wurden. In dieser Zeit wurden wir bereits von Architekten unterstützt. Das Sanierungskonzept war im März 2007 fertig. Der Förderkreis Alte Kirchen bat um Spenden und die Mittel wurden nach und nach organisiert. Der Kirchenkreis, der Landkreis und die Kommune beteiligten sich neben vielen Privatpersonen an der Finanzierung. Ab dem Jahr 2005 wurden zahlreiche Veranstaltungen in der Kirche für die Öffentlichkeit geplant und durchgeführt.

Dann ist die Kirche in Gadow wieder regelmäßig in den Gottesdienstplan aufgenommen worden. Nun kann hier wieder getauft, konfirmiert, geheiratet und natürlich auch getrauert werden. Die Orgel kam 2013 saniert aus dem Malchower Orgelmuseum zurück. Konzerte, Vorträge zu Bäumen, Buchbesprechungen, Orgelkonzerte und sogar zehn Jahre lang „Theater in der Kirche“. Viele Kuchen wurden gebacken, viel Geld gesammelt. Ein Nebengebäude entstand mit einer Toilette und bald einer funktionstüchtigen Küche.

Ein Großteil des Sanierungskonzeptes ist erledigt. Wir können stolz auf das Erreichte sein. Alles hat seine Zeit. Drum luden wir am 9. Juli 2025 um 17.30 Uhr zum Feiern ein – in Verbindung mit dem 16. Jahrestag der Freien Heide – und erinnern uns nun gern an den sehr schönen Festgottesdienst und das fröhliche, gemütliche Beisammensein hinterher.

Anke Wolter

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