20 Jahre Förderverein Dorfkirche Selbelang

Eins der ersten Förderprojekte unserer Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen

Gut besuchter Festgottesdienst

Fahrten zu „unseren Dorfkirchen“ aus besonderen Anlässen sind immer schön, weil man Menschen kennenlernt, die etwas bewegen wollen – und Erfolge feiern. Es ist also immer etwas Positives. Und man kann die Fahrt zum Anlass nehmen, auch Zwischenstopps einzulegen. So besichtigte ich am 3. Mai auf dem Weg nach Selbelang im Havelland die Dorfkirchen in Markau, eine Barockkirche mit prunkvoller, fast perfekter Innenausstattung, aber leider mit Feuchtigkeitsschäden, und in Markee, eine atmosphärische Fachwerkkirche mit vielen originalen Einrichtungsgegenständen, unter anderem einem schönen Taufengel. Anlass meiner Reise war aber eine Einladung nach Selbelang und eine Vertretung für unseren Regionalbetreuer Andreas Flender, der selbst leider verhindert war.

Der Förderverein Dorfkirche Selbelang entstand 2005, um die lange vernachlässigte Kirche zu renovieren. Vorsitzender wurde damals Erich Wallbaum. Erste Priorität hatte zunächst die Einwerbung von finanziellen Mitteln und so wurde der Verein auch einer der ersten Nutznießer der vom Förderkreis Alte Kirchen (FAK) im Jahre 2008 gegründeten Stiftung Brandenburgische Dorfkirchen (SBD). Der damalige Regionalbetreuer des FAK war der inzwischen verstorbene Pfarrer Dr. Arnulf Kraft aus Spandau, der intensiv unterstützte. Heute kümmert sich Andreas Flender ebenso engagiert.

Plakette zum Jubiläum

Zur damaligen Zeit bemühte sich aber nicht nur der Verein um die Finanzen, er gab auch die Bauabschnitte selbst in Auftrag – eine sehr aufwändige und verantwortungsvolle Arbeit. 2009 wurde der Chor renoviert, 2011/12 das Kirchenschiff (Dach und Mauern), 2012/13 der Kirchturm (Dachtragewerk, Dach) und schließlich der Innenraum. Heute ist die Kirche ein adrettes Schmuckstück, innen mit farbigen Fenstern, Epitaphen und einem sehr schönen barocken Kanzelaltar ausgestattet, der die Figuren des Vorgängeraltars integriert. Nur die Orgel harrt noch der Rekonstruktion.

Der Verein hat 34 Mitglieder unterschiedlichen Alters. Der Kirchengemeinde gehören 68 Mitglieder an, das Dorf hat insgesamt knapp 300 Einwohner. Die Selbelanger haben traditionell ihren eigenen Kopf und wollen soweit wie möglich unabhängig sein. Als vor Jahren die freiwillige Feuerwehr eingespart werden sollte, gründeten sie auch für diese einen Förderverein, ließen sich von anderer Seite das Gebäude verpachten und entzogen sich damit den politischen Entscheidungsträgern. Bis heute arbeiten beide Vereine eng zusammen. Die noch bis 2024 finanziell selbständige Kirchengemeinde Selbelang (heute evangelische Kirchengemeinde Havelluch) mietete das Gebäude des ehemaligen Konsums und nutzt es schön hergerichtet mit Fotos von früher an den Wänden als Gemeindezentrum für Seniorenkaffees, Dart-Turniere und Jugendarbeit, so auch für das einwöchige Kindercamp im Sommer. Feuerwehr, Kirche und Konsum liegen praktischerweise nebeneinander. Das jährliche Dorffest wird gemeinsam organisiert, der Frühjahrsputz in Dorf und Kirche auch. Wichtig bleiben aber die Kirche selbst und das Gemeindeleben, die monatlichen Gottesdienste, die zur Corona-Zeit einfach im Freien stattfanden, die gelegentlichen Konzerte. Alles unterstützt vom beliebten Pfarrer Wolf Schöne, der auch jedes Mitglied zu seinem Geburtstag anruft oder besucht und gelegentlich mit seiner Gitarre ein Ständchen darbietet.

Aus Anlass des von Pfarrer Schöne geleiteten Festgottesdienstes zum zwanzigjährigen Bestehen des Fördervereins war auch Pfarrer Möhring angereist, der die ersten Schritte der Kirchenrenovierung begleitet hatte. Es gab Harfenmusik und die Gitarre des Pfarrers. Der Vorsitzende des Fördervereins Erich Ball blickte zurück und dankte einer ganz langen Liste von Unterstützern und verlieh ihnen jeweils hübsche Tonplaketten – auch der FAK erhielt eine. Die Kaffeetafel im Konsum war üppig, die Tischdekoration – Gartenblumen über Baumborke – besonders schön. Die Selbelanger, so wirkte es, halten zusammen und haben Freude aneinander. Und das strahlt positiv aus.

Philipp Schauer

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