In bester Obhut
165 Dorfkirchen und ihre Baupflegerin
Einhundertfünfundsechzig (!) Dorfkirchen hat der Kirchenkreis Mittelmark-Brandenburg. Und niemand kennt sie besser als Andrea Molkenthin, die zuständige Baupflegerin. Keine von ihnen ist ernsthaft einsturzgefährdet, wenige sind sehr renovierungsbedürftig, aber sehr viele mit kleineren oder größeren Schäden behaftet, so ihre aktuelle Einschätzung.

Molkenthins Aufgabengebiet ist denkbar umfangreich: Klima-Kümmerin im Kirchenkreis, Mitarbeit in Netzwerken für Schöpfungsverantwortung, Leitung der AG Bau des Kirchenkreise, Arbeit mit ehrenamtlichen Bauverantwortlichen der Kirchengemeinden, Mitarbeit in Netzwerken zum Thema „Zukunft der Dorfkirchen“.
Konkret heißt das: Beratung und Erarbeitung von Lösungen zu baulichen Problemstellungen, Stellungnahmen für den Kreiskirchenrat bzw. für Ämter und Fördermittelgeber, Mitarbeit an Kosten- und Finanzierungsplänen sowie Anträgen, Vorbereitung von GKR-Beschlüssen, Vertragsgestaltung mit Baufirmen und Architekten, Baubegleitung in begrenztem Umfang, Begleitung bei Abstimmungen mit Ämtern und die Mitarbeit an Abrechnungen der Baumaßnahmen.
Wie schafft die auf den ersten Blick eher zart wirkende 62-jährige Frau das alles souverän, immer gelassen, immer fröhlich und zugewandt. Sie ist bestens organisiert, reaktionsschnell, ein richtiges Energiebündel. Auf Dienstreise durch die Region habe ich sie in Aktion erlebt, Anrufe im Minutentakt, kompetente Antworten, was zu geschehen hat, immer voll informiert, wer was will und was braucht. Ihr Fotoarchiv ist unerschöpflich. Alle Kirchen mit den Details im Bild und jederzeit abrufbar. Was ihr wichtig ist – Menschen vor Ort, die sich für die Dorfkirchen engagieren, regelmäßig hinschauen, die defekten Stellen wahrnehmen und melden. Dafür bietet sie inzwischen gezielte Schulungen an.

Die letzten Jahre hat sie aber nicht nur Dorfkirchen betreut. Der zweite große Arbeitsauftrag war der Umbau des alten Pfarrhauses samt Nebengebäuden an der Goethestraße 14 in Lehnin zum neuen Kirchenkreiszentrum (KIZ). In den funktional ausgestalteten hellen Räumen findet nun vor allem die kooperative Arbeit von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen statt. Nach drei Fusionen im Kirchenkreis seit 2012 zwingend erforderlich. Gut erreichbar mit dem Busbahnhof direkt vor Ort.
So vielfältig wie ihre Aufgaben heute sind, hat sich auch der Lebensweg von Andrea Molkenthin bis hierher gestaltet. Kein direkter Weg führte sie von der Schule über ein Studium zum gewünschten Beruf. Geboren 1963 in Karl-Marx-Stadt (1953 bis 1990, heute wieder Chemnitz)), als Mitglied der jungen Gemeinde vom Abitur ausgeschlossen, dann doch Fachabitur als Zugang zur Bauingenieurin, 1983 bis 1987 Arbeit im Kernkraftwerk Stendal, 1986 Heirat, vier Kinder, zwei Jahre Arbeit als Tragwerksplanerin, ab 1997 für zehn Jahre Baupflegerin in Stendal, Fortbildungen in Lebens- und Sozialberatung. 2010 zieht sie um nach Werder, arbeitet im Familienzentrum Schlaatz und leitet das Frauenhaus Ludwigsfelde.
Am 1. April 2019 wird in Lehnin erstmals die Stelle einer Baupflege für Potsdam-Mittelmark eingerichtet und mit Andrea Molkenthin besetzt.
Was sie trägt, ihr Halt gibt und was sie ausstrahlt, ist ihr tiefer und froher Glaube. Sich als Christ bewusst in der Minderheit zu befinden, ohne zu klagen. Und sie denkt gerne an die Wendezeit zurück, die sie als Wunder erlebt hat. Und die ihr endlich Reisen ermöglichte, vor allem gerne nach Osteuropa und Fernost.
Theda von Wedel-Schunk

