Regionalbetreuer des FAK berichten aus ihren Bereichen

Konrad Mrusek aus dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin

Die Kirche und die Freie Heide

So viele Besucher hatte die Kirche St. Marien in Wittstock schon lange nicht mehr. Dies liegt nicht etwa an einer religiösen Renaissance im Osten der Prignitz, sondern an zwei säkularen Ereignissen dieses Sommers. Zum einen an der Landesgartenschau, an der sich die Kirche mit einem vielfältigen Programm beteiligte. Der schöne Sommer lockte viele in die Stadt an der Dosse, und wem es mitunter zu heiß wurde, der hatte es nicht weit bis in die kühle Kirche, wo es in der Nähe des Altars ebenfalls blühte, oder in den kunstvoll gestalteten Pfarrgarten. Das andere Ereignis, das so manchen Besucher in die Kirche lockte, hatte nichts mit der Landesgartenschau zu tun, sondern mit einer Jubiläums-Ausstellung. Vor zehn Jahren, im Juli 2009, wurde die nur wenige Kilometer von Wittstock entfernte Kyritz-Ruppiner-Heide frei, verzichtete die Bundeswehr nach mehreren Niederlagen vor Gerichte auf die Nutzung des sogenannten Bombodroms. Dass die Ausstellung von Juli bis Anfang September 2019 gerade in einer Kirche stattfand, hatte seinen guten Grund: Es waren auch die Pfarrer aus der Region und viele Kirchenmitglieder, die es mit einer hartnäckigen und kreativen Bürgerinitiative geschafft haben, eine unselige militärische Tradition zu beenden, die die Bundeswehr nach dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte fortsetzen wollte. Zwischen 1992 und 2009 gab es nicht weniger als 114 Protestwanderungen, der zentralen Aktionsform der Initiative FREIe HEIDe (diese pfiffige Abwandlung des Wortes Frei-heit stammt übrigens vom Pfarrer-Ehepaar Lampe). Jahrelang waren die Ostermärsche, die oft nach einer Andacht an der Kirche in Fretzdorf begannen, die größten in Deutschland. Die Ausstellung des Kirchenkreises Wittstock-Ruppin, die vom Verein Friedensscheune konzipiert und von der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung gefördert wurde, zeigte mit eindrucksvollen Bildern, wie kreativ und hartnäckig diese Bürgerinitiative ihr Anliegen verfolgte. Dies bewiesen die großen Fotos von den Märschen und Gottesdiensten. Auf der anderen Seite der Kirche wurde mit Luftbildaufnahmen dokumentiert, wie die Tiefflieger mit ihren Bombenabwürfen und die Panzer mit ihren Geschützen die Heide zerfetzt hatten. Die Fläche des Truppenübungsplatzes zwischen Fretzdorf und Neuglienicke im Süden sowie Schweinrich im Norden war mit 14.000 Hektar gewaltig, und die Belastungen der Menschen und der Natur waren es ebenso. Nach sechzig Jahren Lärm und Knall herrscht nun also Ruhe seit etlichen Jahren in den 14 umliegenden Dörfern, gehört das Areal dem Bund, doch eine fröhliche Wanderung durch die Heide ist noch nicht möglich. Denn es liegt noch zu viel Munition herum. Immerhin wurde vor drei Jahren ein von Munition geräumter Wanderweg von Neuglienicke über Pfalzheim nach Rossow eröffnet. Diesen südlichen Teil des ehemaligen Bombodroms übernahm 2012 die Sielmann-Stiftung; sie errichtete dort auf dem sogenannten Sielmann-Hügel auch einen 15 Meter hohen Turm, von dem aus man diese zerschundene, aber faszinierende Heidelandschaft überblicken kann. Wann das gesamte Areal munitionsfrei sein wird, das kann heute noch niemand sagen.

Uwe Donath aus dem Landkreis Märkisch-Oderland

Kunersdorfer Entdeckungen

Seit dem Frühjahr bietet Kunersdorf im Landkreis Märkisch Oderland ein einzigartiges Museum. In der Dependance des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schlosses, einer Villa aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, wird das Lebenswerk des Adelbert von Chamisso erinnert. Der deutsch-französische Naturforscher und Dichter verbrachte das Jahr 1812/1813 in dem hiesigen Schloss mit botanischen Studien und schrieb dort die Märchennovelle „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“. Neben Alexander von Humboldt und Georg Forster gilt Chamisso als einer der letzten Universalgelehrten. Die Präsentation seines vielfältigen Schaffens ist sehr gelungen, neben dem Bestand ganz unterschiedlicher Ausstellungsstücke vermittelt ein Video Eindrücke einer Weltreise, die Chamisso von 1815 bis 1818 als Expeditionsteilnehmer einer russischen Weltumsegelung unternommen hatte.

Die Sammlung entstand aus einer privaten Initiative, dem Museum steht ein Förderverein vor, man kann das Haus von April bis Oktober freitags bis sonntags besuchen. Auf Anfrage auch außerhalb der angegebenen Zeiten.Wie kam es dazu, dass ein so bedeutender Gelehrter in dieser Region Zuflucht suchte? Als Franzose fühlte sich Chamisso während der napoleonischen Besetzung in Berlin nicht wohl. Das Schloss Cunersdorf  (Schreibweise damals) galt seit dem Ende des 18. Jahrhunderts als ein Zentrum des geistig-kulturellen Lebens. Helene Charlotte von Friedland und ihre Tochter Henriette Charlotte von Itzenplitz luden Dichter, Maler, Gelehrte und Politiker zu geistig-künstlerischem Austausch an ihren Musenhof.  Zu dem Kreis gehörten namhafte Bildhauer. Sie schufen das marmorne Erbbegräbnis der Familie von Lestwitz-Itzenplitz, das unbedingt einen Besuch wert ist. Völlig überwuchert überstand es unversehrt die Kriegshandlungen 1945, denen Schloss und Kirche zum Opfer fielen. Theodor Fontane, der sich in den „Wanderungen“ eingehend der Familiengeschichte derer von Lestwitz/Itzenplitz widmete, schrieb über dieses Denkmal: „Die besten bildnerischen Kräfte, die unser Land hervorgebracht, hier waren sie tätig: Schadow, Rauch, Tieck. Und keiner ist an dieser Stelle hinter sich selbst zurückgeblieben.“ Die Grab-Kolonnaden findet man auf dem Friedhof neben der markanten Kirche, die ebenfalls einen Besuch lohnt. Kirche und Museum stehen in freundschaftlicher Verbindung, schließlich fand der Festakt zur Museumseröffnung in der überfüllten Kirche statt. Der Kuppelbau wurde Anfang der 1950er Jahre nach Plänen des Architekten Kurt Steinberg errichtet, einer der wenigen Kirchen-Neubauten auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Eine Glastür mit 15 Berliner Bezirks- Wappen, ursprünglich angefertigt zur 700 Jahrfeier der Stadt, fand hier einen sinnvollen Verwendungszweck. Kirche, Grab-Kolonnaden und Chamisso-Museum, drei Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Nachbarschaft verbinden Historie und Nachkriegszeit, Dichtung und Forschung. Und wer in diesem Jahr auf Fontanes Spuren wandelt sollte in Kunersdorf unbedingt einen Zwischenstopp einlegen.

Jühnsdorfer Taufständer wird restauriert

Mit Unterstützung des FAK wurde kürzlich der Auftrag zur Restaurierung des Taufständers der Kirche in Jühnsdorf ausgelöst. Der Landkreis und die Kirche haben die denkmalrechtliche Erlaubnis erteilt. Die Freude darüber ist groß, der erste Täufling ist schon angemeldet.

Der restaurierte Taufständer in der Jühnsdorfer Kirche

Der Taufstein wurde beim Umbau der Kirche im Jahr 1869 neu von Hildegard von dem Knesebeck, geborene von Treskow, für die Kirche in Jühnsdorf mit dem nach dem Hildesheimer Silberfund modellierten Taufbecken, gestiftet. Auf dem Taufständer ist das bekannte Jesuswort: „Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn solcher ist das Reich Gottes“ zu lesen. Hildegard Charlotte von dem Knesebeck wurde 1843 in Grocholin geboren. Ihr Vater war der Gutsherr Carl Julius von Treskow. Als ihr Vater starb, war sie Mitbesitzerin des Gutes Grocholin. Sie war seit 1865 mit Robert Wilhelm von dem Knesebeck, der Königlich-preußischer Premier-Leutnant im 1. Garderegiment zu Fuß war, verheiratet. Bei der Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866 vor Chlum ist er gefallen. Sein Vater, Leo Wilhelm Robert Karl von dem Knesebeck, war Gutsherr auf Jühnsdorf im Kreis Teltow, Königlich-preußischer Landrat und Ritterschaftsdirektor sowie Domherr von Brandenburg. Roberta von dem Knesebeck, die Tochter der Eheleute, wurde erst mehr als zwei Monate nach dem Tod des Vaters geboren.

Bärbel Wunsch Landkreis Teltow-Fläming

Hans Tödtmann aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark

Bethge-Tag in Dorfkirche Warchau

Der Theologe Eberhard Bethge (1909 – 2000) war nicht nur bester Freund Dietrich Bonhoeffers – wir verdanken ihm auch die Herausgabe wichtiger Schriften und die erste und umfangreichste Biographie Bonhoeffers. Bethge wurde in Warchau bei Wusterwitz als Pfarrerssohn geboren und wuchs im Nachbardorf Zitz auf. Anlässlich von Bethges Geburtstag am 28. August feiert die Kirchengemeinde Zitz jedes Jahr den „Bethge-Tag“ mit einem Festgottesdienst sowie Vorträgen, die an Bonhoeffer und Bethge erinnern. Die Festpredigt hielt diesmal Axel Noack, der Altbischof der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland, in der Zitzer Kirche. In diesem 110. Geburtsjahr Bethges schloss der Bethge-Tag mit einer durch Pfarrer Holger Zschömitzsch, Kantor Torsten Fabrizi und den Kirchenchor gestalteten Abendandacht in der Dorfkirche zu Warchau. Zuvor enthüllten Dr. Günter O. Neuhaus als Sponsor und der Pfarrer eine am Portal der Kirche angebrachte Tafel zur Erinnerung an die Taufe Eberhard Bethges. Neuhaus sprach über Bethges Motto: „Sammeln und Senden“. Diese Abendandacht ist auch insofern bemerkenswert, als sie die erste gottesdienstliche Veranstaltung in der Warchauer Dorfkirche seit vielen Jahren war. Der Gemeindekirchenrat hat beschlossen, dass künftig jährlich mindestens zwei Veranstaltungen in der Warchauer Kirche stattfinden sollen – eine mutige und auf Hoffnung gebaute Entscheidung, denn in Warchau gibt es keine aktive Kirchengemeinde mehr.

Dr. Günter O. Neuhaus als Sponsor und der Pfarrer enthüllten eine am Portal der Kirche angebrachte Tafel zur Erinnerung an die Taufe Eberhard Bethges.

Denkmalpflegepreis 2019 für die Briccius-Kirche

Der Förderverein ‘Bonte-Friedhelm-Lochow e.V ‘ ist mit dem Denkmalpflegepreis 2019 des Landes Brandenburg ausgezeichnet worden. Für die denkmalgerechte Sanierung und Restaurierung der St. Briccius-Kirche in Bad Belzig (Landkreis Potsdam-Mittelmark) überreichte Kulturministerin Martina Münch im Paulikloster Brandenburg den Preis an Vorstandsmitglied Lydia Junghanns, verbunden mit einem Zuschuss  in Höhe von 5.000 Euro. „Mit dem Denkmalpflegepreis würdigt das Land die Bedeutung dieses privaten und ehrenamtlichen Engagements im Denkmalschutz und will Impulse für die weitere Entwicklung der Denkmale setzen“, so Münch. „Zahlreiche Vereine, Förderkreise und Privatpersonen im Land setzen sich mit Leidenschaft, Beharrlichkeit und Kreativität für den Erhalt historischer Bausubstanz ein. Um dieses Engagement künftig besser zu würdigen, hat das Land eine zusätzliche Denkmal-Förderung eingerichtet: Mit inzwischen jährlich 1,5 Millionen Euro unterstützen wir Projekte zur Sicherung und Restaurierung von Denkmalen.“Der Verein wird das Preisgeld für die Restaurierung von Altar und Kanzel der Briccius-Kirche verwenden. v.we

Preis für Titanen on Tour

Helmut Kautz, Pastor von Brück (PM), teilt mit: „Es ist für uns eine große Ehre, dass die Jury von Chrismon „Gemeinde 2019“ entschieden hat, den wunderbaren Frie-denstreck mit einem 4. Preis auszu-zeichnen. Das bedeutet 1.000 Euro für die Reisekasse des Pferde-Friedens-Glocken-Trecks nach Jerusalem 2025!“

Neue Glocke für Rädigke

Die Kirche Rädigke (PM) hat wieder eine zweite Glocke bekommen. Seit 1917 war der Läutedienst allein von einer Glocke verrichtet worden. Am 1. September 2019, dem Gedenktag des Beginns des 2. Weltkriegs, haben die beiden Glocken zum ersten Mal seit 102 Jahren gemeinsam zum Gedenkgottesdienst gerufen.

Vorheriger Beitrag
Die Gewinner unseres Startkapitals stellen sich vor

Förderverein Scheunenkirche Wilmersdorf e.V. (Uckermark) Kleines Gotteshaus mit Perspektiven Es ist nicht leicht, in Wilmersdorf das Kirchengebäude zu finden. Man muss schon etwas genauer hinsehen, um in der zweiten Reihe […]

weiterlesen
Nächster Beitrag
„Wohnungsnot“ von Dohlen immer noch groß

Vögel sind im Havelland auf Kirchen als Brutorte angewiesen und danken Fürsorge mit Nachwuchszuwachs Die gestiegene Zahl der Dohlen-Nistkästen führte in den letzten Jahren zu einem erfreulichen  Zuwachs an jungen […]

weiterlesen